Rezension

Hat mich bestens unterhalten

Totentanz im Pulverschnee -

Totentanz im Pulverschnee
von Joe Fischler

Bewertet mit 5 Sternen

„Wer glaubt, dass nur die Inuit viele Wörter für Schnee kennen, der irrt. Die Tiroler tun das genauso. Neuschnee, Altschnee, Kunstschnee, Pulverschnee, Sulzschnee, Firn, Harsch sowie die im Alltag noch viel gebräuchlicheren Varianten Superschnee, Scheißschnee und Hurenschnee. Aber ganz egal, um welche Form von Schnee es sich gerade handelt, eines ist fix: Der Schnee lässt hier keinen kalt.“ (S. 61)

 

Arno Bussi, seines Zeichens Kriminalbeamter im BKA Wien fristet nach wie vor sein berufliches Leben in einer Abstellkammer. Warum? Der fesche Arno hat sich ausgerechnet vom Innenminister mit dessen Frau Gemahlin in flagranti erwischen lassen, was dieser so gar nicht goutiert (siehe „Tod im Schnitzelparadies“). Seither ist nichts mit aufregender Mörderjagd, sondern trockene Statistik und Akten abstauben angesagt.

 

Halt, nein! Stimmt nicht! Immer wenn es scheinbar ausweglose Fälle in Bussis Heimat Tirol zu lösen gilt und niemand anderer zur Verfügung steht, wird der gute Arno, der sich häufig in die falschen Frauen verliebt, in den Westen geschickt, um zu ermitteln.

 

Nun herrscht wieder einmal Saure-Gurken-Zeit und Bussi muss Urlaubstage abbauen. Deshalb begleitet er (wenn auch widerwillig) seine Mutter nach Maria Schnee, einem kleinen Dorf in Tirol, in dem das jährlich Eisbildhauerspektakel stattfindet. Mutter Bussi ist eine richtige Nervensäge, die nicht einsehen will, dass ihr Bub die Dreißig schon überschritten hat und die mütterliche Fürsorge ziemlich peinlich findet.

 

Das Alpen-Halligalli, das Arno empfängt, ist noch schlimmer als befürchtet. Am liebsten würde er sofort umkehren. Doch wenig später verschwindet die nette Rezeptionistin Rosa, die auch einen Auftritt als Eisprinzessin hat. Auf Drängen von Mamma Bussi, die eine nächtliche Entführung beobachtet haben will, beginnt Arno auf eigene Faust zu ermitteln. Als dann wenig später die erste Leiche auftaucht, wird es so richtig ernst. Denn neben Frau Major Erna Katz vom LKA Tirol braut sich auch ein Schneesturm über Maria Schnee zusammen....

 

Meine Meinung:

 

Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit Arno Bussi gefreut. Es fällt den Leserinnen nicht schwer, den charmanten Ermittler zu mögen.

 

Die Charaktere sind gut gelungen, auch wenn Mamma Bussi mir persönlich mit ihrer Art, Arno zu gängeln, ein wenig zu üppig geraten ist. Allerdings weist die unser werter Herr Autor dann auch gleich zurecht, wenn sie ihre wenigen Brocken italienisch zum Besten gibt und dabei auf eine echte Muttersprachlerin trifft. Eine liebenswerte Figur ist Anni, die ein lang gehütetes Geheimnis mit sich herumträgt.

Auch Erna Katz hat ihren Anteil am Gelingen dieses humorvollen Krimis, auch wenn ihre (antrainierte) Berliner Schnauze ein wenig überzogen ist. Das macht auch Arno ein wenig zu schaffen, sodass er sie mehrfach dazu anhält, „normales deutsch“ zu sprechen. Das habe ich recht witzig gefunden. Ich habe Ähnliches bei meiner Freundin erlebt, die als Wienerin nach Inzing (nahe Innsbruck) geheiratet hat und ein so gekünsteltes Tirolerisch gesprochen hat, dass es einem die Fußnägel aufgedreht hat. Akzeptiert ist sie deswegen auch nicht geworden. Wie schon Arno bemerkt, gilt man selbst dann noch als „Zuagroaster“ bzw. Fremder, wenn man aus dem Nachbartal kommt und schon seit vier Generationen im selben Ort ansässig ist.

 

Ob das leichte Gefühl der Schmetterlinge im Bauch von Arno Bussi Bestand haben wird? Frau Major scheint ja auch nicht ganz unempfindlich für Arnos Charme zu sein.

 

Bei aller Leichtigkeit nimmt sich Joe Fischler eines ernsten Themas an: Dem Ausverkauf von Grund und Boden durch einen einzigen intriganten und machthungrigen, selbst ernannten Dorfkaiser. Im Zusammenspiel mit dem Dorfpolizisten ein unheilvolles Duo.

 

Der Schreibstil ist wie gewohnt locker und leicht. Dass hier das Präsens als Erzählzeit gewählt wurde, lässt die Leser mittendrin in der Geschichte sein.

 

Fazit:

 

Ein unterhaltsamer Krimi aus der Feder von Joe Fischler den ich gerne gelesen habe und dem ich gerne 5 Sterne gebe.

 

Kommentare

hobble kommentierte am 13. Februar 2021 um 07:29

was fürs wunschregal