Rezension

Hat mich nicht überzeugt - stellenweise tendenziös

Der Krieg vor dem Krieg - Ulrich Teusch

Der Krieg vor dem Krieg
von Ulrich Teusch

Bewertet mit 2 Sternen

~~Vermutlich werden mich Anhänger von Ulrich Teusch, nun steinigen wollen, aber ich finde dieses Buch stellenweise tendenziös.

Er wirft den (westlichen) Medien einseitige Berichterstattung vor und macht es genauso. Da hilft es wenig, wenn er Noam Chomsky oder Seymour Hersh zitiert. Teusch verteufelt die diversen Kriege, der USA, in denen Diktatoren gestürzt und ein Machtvakuum hinterlassen wurde. Doch wie sieht es eigentlich seit dem russischen Einmarsch in Afghanistan 1979 aus? Herrscht in dieser Region nun ein friedliches, demokratisches Miteinander? Auch der Einmarsch sowjetischer Truppen in Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968 ist dem Autor kein Wort wert. Auch hier ist Propaganda beteiligt.

Ein kleines Beispiel für Propaganda und unzureichende Information aus den 1980ern:

Als in Wien ein großer Supermarkt mit Gratisangeboten zur Eröffnung lockte, und tausende Menschen Schlange standen, wurden diese Bilder in sowjetischen Medien dazu benutzt, den Menschen in der UdSSR zu suggerieren, dass es den Menschen in Österreich extra schlecht gehe, weil sie eben keinen Kommunismus hätten – Propaganda bzw. Lückenpresse pur.

Recht gebe ich ihm, bei der Betrachtung „Zweierlei Maß: Israel und Russland“ (S. 59ff). Hier wird jedenfalls Unrecht (durch Israel) geduldet, wenn nicht sogar gefördert und selbiges verurteilt bzw. mit Sanktionen belegt, wenn es durch Russland verübt wird.

Auf S. 83 ist Goethe falsch zitiert. … ein „Teil von jener Kraft, die stets das Gute will …“

Korrekt muss das Zitat wie folgt lauten:
„[Ich bin] ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“
(Quelle: Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808. Studierzimmer, Mephistopheles zu Faust)

Außer, er hätte das Zitat absichtlich verfälscht, da wäre es aber opportun gewesen, dies anzumerken („frei nach Goethe“).

Ulrich Teusch geht mir persönlich viel zu wenig darauf ein, wie man
seriöse Medien von den unseriösen unterscheiden könnte.

Auch das Wesen der Propaganda erklärt er nur unzureichend. Zwar nennt er die Methoden der (Kriegs)Propaganda auf S.31 die „10 Prinzipien“ (Arthur Ponsony), erläutert ein paar, aber das war’s auch schon wieder.

Es scheint, als hielte er ausschließlich die Medien dafür verantwortlich, dass die Menschen gezielt falsch oder unzureichend („Lückenpresse“) informiert würden.
Ja, klar gibt es viele Medienkonzerne, die sich vor den Propagandakarren der Machthaber spannen lassen – Geld regiert die Welt. Hohe Auflagen sichern Gewinne, dabei ist es vielen egal, ob sie mit Unwahrheit erwirtschaftet werden.

Ob seine These, Propaganda hätte ausgedient, weil sie immer wieder an ihre Grenzen stößt, und eröffne allen jenen, die für eine friedliche Welt streiten, Gültigkeit haben kann, wird die Zukunft zeigen.

Ulrich Teusch bleibt leider Antworten, wie wir diese (staatliche) Manipulation erkennen und uns dagegen wehren können, schuldig.

Mehr Vielfalt wäre jedenfalls besser. Ich für meinen Teil halte es gerne mit dem Grundsatz des Römische Rechts „Audiatur et altera pars“ und das fehlt mir leider hier.

Fazit:

Ich denke, es gäbe genügend Medien, die objektiv berichten. Dieses Buch tut es leider nicht.