Rezension

Hat mich wirklich begeistert

Mythos Little Bighorn - Arne Köhler

Mythos Little Bighorn
von Arne Köhler

Bewertet mit 5 Sternen

»Ich habe keine Angst davor, irgendwo hinzugehen, wo du hingehst, aber unten im Tal sind mehr Indianer, als wir bekämpfen können. Wenn wir jetzt trotzdem dort hinunterreiten, werden wir beide am nächsten Morgen in der Hölle aufwachen!«

Tja, hätte George Armstrong Custer an dieser Stelle auf seinen Scout gehört, hätte er womöglich keine Geschichte geschrieben, aber dafür länger gelebt…

 

Die Schlacht am Little Bighorn gehört in den USA vermutlich zur Allgemeinbildung. Was wissen wir hier darüber? Meine Kenntnisse zum Beispiel beschränkten sich bislang darauf, dass bei dieser Schlacht ausnahmsweise mal die Indianer gewonnen und einer der berühmtesten Offiziere der US-Armee verloren hatte. Im Laufe der Lektüre habe ich jetzt gefühlt alles erfahren, was rund um dieses Thema bekannt ist.

 

Arne Köhler hat viele Jahre Recherche in dieses Buch gesteckt, das merkt man deutlich. Da ist zunächst ein sorgfältiger Aufbau, die Schilderungen beginnen in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts, gehen dann über die allmählichen Zuspitzungen und die ersten größeren Auseinandersetzungen 1854 bis hin zum dramatischen Finale am Little Bighorn. Akribisch stellt der Autor die Hauptpersonen vor, der Leser erhält reichlich Infos über die beteiligten Indianer, Offiziere, Soldaten, Scouts usw. Die eigentlichen Gegner werden vorgestellt, also die Stämme und die 7. US-Kavallerie.

Einen großen Umfang hat natürlich der gesamte Feldzug von 1876, der im November 1875 begann und in der Schlacht am Little Bighorn gipfelte. Allerspätestens hier konnte ich es selbst nicht fassen, dass mich die Schilderung einer Schlacht so dermaßen faszinieren konnte. Aber Arne Köhler erzählt so lebendig, dass es mir vorkam, als würde ich eine spannende Geschichte lesen, die auch trotz der Tatsache, dass ich das Ende schon kannte, spannend blieb. So viele Infos und dabei kein bisschen trocken erzählt, das ist einfach klasse!

Abgerundet wird das Thema durch einen Blick auf die Zeit nach der Schlacht. Wie ging es mit den Beteiligten weiter, wie ist die heutige Situation und was gibt es zu den Gedenkstätten und zur Erinnerungskultur zu sagen?

 

Für mich gehören zu einem perfekten Sachbuch gute Fotos, informative Abbildungen und – wo es möglich ist – Karten. Davon gibt es im Buch so einige, allerdings muss ich bei einigen Karten bemängeln, dass ich sie nur schlecht bis gar nicht lesen konnte, weil sie schlicht zu klein abgedruckt sind. Im Gegensatz dazu ist die Schrift im Buch angenehm groß und gut lesbar. Ich ziehe daher nur einen halben Punkt ab und runde anschließend wieder auf, weil ich in der Summe schlicht begeistert war.

Der Stil ist, wie schon erwähnt, sehr lebendig. Gleichzeitig ist alles sehr gut verständlich geschrieben und man kann beim Lesen mühelos in die Atmosphäre des Wilden Westens abtauchen.

 

Fazit: Mich hat dieses Buch wirklich begeistert. Lebendig geschrieben, tolle Atmosphäre und gefühlt alle Infos rund dieses interessante Thema.

 

»We had killed soldiers who had come to kill us.« (Wooden Leg, Cheyenne, 1906)