Rezension

Hat mir sehr gut gefallen!

Der Tiergartenmörder - Susan Carner

Der Tiergartenmörder
von Susan Carner

Bewertet mit 5 Sternen

Realität und Fiktion im Berliner Tiergarten

An den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 erinnern wir uns wohl alle noch...

In dem Buch „Der Tiergartenmörder“ verknüpft die Autorin Susan Carner dieses Ereignis sehr geschickt mit dem (fiktiven) Mord an der Studentin Tabea van Horten. Ihr Freund und Lebensgefährte, der Syrer Said Abdel, wird im Tiergarten verhaftet, nicht weit vom Fundort der Leiche entfernt. Die Berliner Polizei benötigt dringend einen Fahndungserfolg, da passt die Verhaftung eines Flüchtlings perfekt in die aufgeheizte Stimmung...

Die Kommissarin Rebecca Winter und ihr Assistent Tom Krüger bemühen sich, objektiv zu bleiben und sich weder durch die öffentliche Meinung noch durch ihren Chef beeinflussen zu lassen. Sie suchen mühsam die verschiedenen Puzzleteile zusammen, verfolgen unterschiedliche Ermittlungsansätze. Und – große Überraschung – es gelingt ihnen tatsächlich am Ende, den Mord aufzuklären! Aber mehr will ich hier von der Handlung nicht verraten...

Mich hat dieses Buch aus verschiedenen Gründen sehr beeindruckt: der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, der Spannungsbogen wird  permanent aufrechterhalten (man kann das Buch kaum aus der Hand legen), Wir erfahren die Gedanken und Schlussfolgerungen der Kommissarin, lernen sympathische und (sehr) unsympathische Menschen kennen – und rätseln und fiebern mit (ich glaube, ich hatte zwischenzeitlich alle Akteure mal im Verdacht...). Der Schluss ist überraschend, aber nachvollziehbar und befriedigend, alle losen Enden sind säuberlich verknotet – genau diese Ansprüche habe ich an einen perfekten Krimi!

Aber Susan Carner hat im vorliegenden Buch noch mehr geschafft: die seit Jahren hochaktuelle (und hochemotionale) Flüchtlingsdebatte wird von ihr exzellent in die Handlung eingebaut, die verschiedenen Protagonisten vertreten die unterschiedlichen Sichtweisen, auch die Kommissarin selbst beschreibt differenziert ihre Haltung. Die Leser*innen erhalten einen „bunten Strauß“ der verschiedenen Ansichten, die Diskussion kann mühelos „im eigenen Kopf“ weitergeführt werden. Dies alles ist – scheinbar mühelos und nebenbei – in die verschiedenen Handlungsstränge eingewebt, ohne dass an irgendeiner Stelle ein „moralischer Zeigefinger“ sichtbar wird. Perfekt gemacht, Frau Carner!

Unbedingt erwähnenswert sind auch kurze historische und aktuelle Bezüge zu Berlin, die uns Lesern interessante – für mich z.T. neue – Aspekte dieser Stadt vermitteln, bei denen meine Neugierde angeregt wurde, das eine oder andere für weitere Informationen zu „googeln“.

 

Ich hoffe sehr, dass dieses Buch um die beiden sympathischen Kommissare fortgesetzt wird (vielleicht auch als Grundstein einer Reihe?). Ich würde gern mehr von / mit ihnen lesen! Ich habe dieses Buch schon fest als Geschenk für Freunde eingeplant und deshalb (wieder: Überraschung) gibt es von mir eine ganz klare und eindeutige Leseempfehlung!Realität