Rezension

Hat nicht an allen Stellen Klick gemacht

Back To You
von Morgane Moncomble

Bewertet mit 3.5 Sternen

Morgane Moncomble ist eine der Autorinnen, die bei mir noch gar nicht so lange auf der Liste der Must-Reads steht, die mich aber gerade mit „Bad At Love“ und „Never Too Late“ schwer begeistert hat. Dennoch ist mir dabei schon aufgefallen, dass es schwer ist, einen Moncomble-Stil zu identifizieren. Sie schreibt stilistisch nämlich sehr unterschiedliche Geschichten, mal emotional tief drin, mal eher quirlig, mal sehr düster, dann wieder supersüß. Ihr neustes Buch, „Back To Us“, bestätigt diesen Eindruck nur wieder. Wenn die Geschichte nicht gerade in Paris spielen würde und ihren Namen auf dem Buchcover stehen hätte, ich hätte es nicht erraten können. Ist das jetzt ein Vor- oder Nachteil? Ich tendiere zu Ersterem. Auch wenn ich einen gewissen einprägsamen Stil bei Autor*innen bewundere, so ist es doch auch bewundernswert, immer wieder in eine neue Schreibe schlüpfen zu können.

Moncomble hat sich auch für „Back To Us“ wieder für ein sehr persönliches Vorwort entschieden, was mir erneut sehr gefallen hat. Damit stimmt sie immer schon in das Geschehen ein, ohne aber auch nur annähernd schon zu viel vorwegzunehmen. Stattdessen ist es ein Gefühl dafür, warum die Autorin sich speziell für diese Geschichte entschieden hat und das ist persönlich und das hebt das Lesevergnügen auf ein eigenes Level. Nun aber zu der Geschichte selbst. Ich fand sie vom Papier her direkt sehr süß, dazu auch direkt die einleitenden Briefe, die sich Aaron und Fleur als Kinder geschrieben haben. Dazu eben die Hommage an K-Drama mit Staffeln und Episoden, was ich als eigener Serienjunkie, wenn auch nicht für K-Drama, nur sehr gut finden konnten. Dennoch hat es bei mir und der Geschichte nicht durchweg Klick gemacht.

Dieses Gefühl des fehlenden Klicks wirklich auf den Punkt zu bringen, ist gar nicht so einfach, weil meine Kritikpunkte immer mit lobenden Gedanken Hand in Hand gehen. Am besten kann man das wohl an der Figur von Aaron festmachen. Er ist ein wirklich sehr ungewöhnlicher Charakter für ein NA-Buch. Auch wenn es nie thematisiert wird, hatte ich bei ihm stellenweise das Gefühl, dass er sich eigentlich auf dem Spektrum einer Asperger-Erkrankung befinden muss, denn seine sozialen Fähigkeiten tendieren wirklich gen null. Ich finde auch nicht, dass sein letztliches Geheimnis eine Erklärung dafür bietet, denn die Ansätze für meinen Eindruck waren schon vor dem Vorfall zu erkennen. Dementsprechend ist er aber keine Figur, die man sofort ins Herz schließt, weil sie dafür viel zu unnahbar ist, weil sie sich ihren Gefühlen eben nicht stellen will. Und dennoch habe ich Aaron von Anfang an sein Happy End gewünscht. Durch seine Perspektive war er auch nicht einfach nur unnahbar, sondern verständlich unnahbar.

Ein weiterer dieser Knackpunkte ist die Chemie zwischen Aaron und Lilas. Es ist für mich völlig in Ordnung, bei einer NA-Lektüre ganz ohne explizit beschriebene Sexszene auszukommen. Bei diesem Buch hätte ich sie vermutlich auch als unangenehm empfunden, denn die beiden haben für mich null sexuelle Chemie ausgestrahlt. Ist das jetzt schlecht? Ein bisschen schon, denn zu einer gesunden Beziehung gehört nun mal auch die körperliche Ebene. Nun haben die beiden ja ein gemeinsames Sexualleben, aber die entsprechenden Vibes dazu sind null bei mir angekommen. Dafür kann ich aber nicht meckern, da die Gefühlsebene wirklich gut getroffen worden ist. Ja, sogar sehr intensiv, denn Lilas fühlt so viel. Manchmal sogar fast zu viel, denn sie ist oft am Weinen. Ja, ich weiß, es gibt Menschen, die sehr nah am Wasser gebaut sind, aber ihr liefen wirklich ständig die Tränen lautlos über die Wangen. Aber das kann ich separieren, denn die Geschichte hat mich definitiv mitgenommen und das auf vielen Ebenen. Selbst mit vergleichsweise wenigen Momenten konnten nahezu alle Nebenfiguren begeistern. Es ist daher eine runde Geschichte, bei der sich Knackpunkte und Stärken die Klicke in die Hand gaben.

Fazit: „Back To Us“ ist für Moncomble eine weitere ungewöhnliche Geschichte, da sie sich stetig neu zu erfinden scheint. Mit der Widmung an K-Dramen war sicherlich schon ein seltenes Merkmal gegeben, aber auch Aaron war wahrlich nicht alltäglich für eine NA-Lektüre. Doch ungewöhnlich ist nicht immer gut. „Back To Us“ ist sicherlich wieder eine sehr unterhaltsame Geschichte geworden, aber nicht die, die mir beim Namen Moncomble noch lange in Erinnerung bleiben wird.