Rezension

Hat tolle Grundzüge, weist aber auch Kritikpunkte auf

The Grace Year - Kim Liggett

The Grace Year
von Kim Liggett

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext

„„Niemand spricht über das Gnadenjahr. Es ist verboten.“

 

In Garner County heißt es, dass junge Frauen die Macht besitzen, Ehemänner aus ihren Betten zu locken und Jungen in den Wahnsinn zu treiben. Um diese Kräfte zu verlieren, werden sie für ein Jahr in die Wildnis verbannt. Wer zurückkommt, wird verheiratet oder ins Arbeitshaus geschickt. Aber es kommen nie alle lebend zurück.

Nur in ihren Träumen ist Tierney James frei, umgeben von Rebellinnen. Doch als ihr Gnadenjahr beginnt, spürt sie erst, wie tief verwurzelt der Hass ist. Denn nicht die Natur oder die tödlichen Wilderer, die ihnen auflauern, sind die größte Gefahr. Es sind die Mädchen selbst.“

 

Gestaltung

Das wahre Highlight des Covers ist die Spotlackverzierung des Titels, der Blume und des Blutstropfen, denn diese Elemente schimmern in rotem Metalliclook, wodurch sie sich optisch sehr schön vom Cover abheben. Vor allem die intensive rote Farbe sorgt für die Betonung dieser Coverelemente. Ansonsten ist die Gestaltung eher schlicht durch die weißen und beigefarbenen Töne. Die Ranken erzeugen eine gewisse Tiefe, da sie auf verschiedenen Ebenen zu sehen sind.

 

Meine Meinung

Der Einstieg in die Geschichte ist meiner Meinung nach gut gelungen, denn ich war sofort gefesselt von dem Weltentwurf und der Handlung. Dies machte ich daran fest, dass ich teilweise geschockt oder tief bewegt vor dem Buch saß und die Seiten anstarrte, nicht ganz glauben konnte, was ich da gelesen habe. Ich fand es total heftig, wie sich die Gesellschaft hier entwickelt hat. Wie Frauen hier behandelt werden ist ganz schön krass. Ich fragte mich beim Lesen ja, ob die Autorin eventuell von Me too oder ähnlichen Debatten inspiriert wurde und diese Strömungen in ihrer Geschichte aufgegriffen hat.

 

Toll fand ich, dass mit Tierney ein Mädchen als Protagonistin vorhanden ist, welches das System hinterfragt. Das nachdenkt. Das nicht so handelt, wie das System sie indoktriniert hat. Vor allem dass ihr Vater sie so erzogen hat, rechne ich ihm hoch an. Gleichzeitig ist Tierneys Weg so natürlich auch schwer und hart, da die meisten anderen eben nicht so sind wie sie. Da muss sie einen starken Charakter haben, um das durchzuhalten. Und den hat sie auch, denn Tierney lässt sich trotz vieler harter Hürden und Gefahren nicht unterkriegen.  

 

Etwas oberflächlich blieb für meinen Geschmack die Liebesbeziehung. Zeitlich gesehen entwickelt sie sich zwar über Monate hinweg, was ich als positiv empfand, aber trotzdem konnte sie mich nicht komplett von sich überzeugen. Dies lag meiner Meinung nach vor allem am männlichen Love Interest und seiner plötzlichen Entwicklung. Er verändert sich und sein Wesen von Grund auf, weil er sich in Tierney verliebt hat, was mich persönlich einfach gestört hat, weil es irgendwie nicht so recht passte. Auch fand ich es schade, dass die große Frage nach dem Warum es das Gnadenjahr gab nicht aufgeklärt wurde.

 

Beim Lesen ärgerte mich immer wieder, wie die Mädchen/Frauen miteinander umgehen. Ich fand es erschreckend mit eigenen Augen zu lesen, wie in dem Buch miteinander umgegangen wird, obwohl alle im selben Boot sitzen. Diesbezüglich fand ich es gut, dass sich im Buch eine Art Rebellion entwickelt, wobei ich diese gerne noch genauer verfolgt hätte und mehr davon mitbekommen hätte. Dennoch konnte mich die Geschichte gerade mit den letzten Seiten überraschen und aus den Latschen hauen, weil hier einige unvorhersehbare Entwicklungen auf den Leser warten.

 

Fazit

Insgesamt hat „The Grace Year“ viele gute Züge, aber auch kleinere Kritikpunkte. Für mich war dies beispielsweise dass der männliche Charakter sich sehr stark aufgrund der Liebe verändert hat und dass dies recht oberflächlich abgehandelt wurde. Auch fand ich es schade, dass das „Warum“ nicht geklärt würde. Dafür gibt es in der Geschichte einen spannenden und vor allem schockierenden Weltentwurf und viele Wendungen, die mich beim Lesen eiskalt erwischt haben.

4 von 5 Sternen!

 

Reihen-Infos

Einzelband (?)