Rezension

Hatte mir mehr davon versprochen

Eigentlich ist das Leben schön - Seth

Eigentlich ist das Leben schön
von Seth

Bewertet mit 3 Sternen

Seth ist ein melancholischer Typ, der sich offenbar furchtbar gerne selbst analysiert. Eigentlich hat er ein normales unkompliziertes Leben. Ich hatte aber den Eindruck, er hätte gerne irgendeine Art Kindheitstrauma oder irgendetwas, was seiner Melancholie Substanz gibt. Er hängt an der Vergangenheit, grübelt viel und erinnert ein bisschen an Holden Caulfield, nur dass Seth definitiv nicht dessen Probleme hat und aus dem grüblerischen Alter eigentlich heraus sein sollte.

Auf jeden Fall ist Seth ein großer Fan von alten Comics aus den 40er, 50er und 60er Jahren und er zeichnet auch selbst. In einem Second Hand Laden stößt er in einem alten New Yorker Magazin auf einen ihm bisher unbekannten Zeichner. Der New Yorker ist der Gipfel des Ruhmes, wieso hat er noch nie von diesem „Kalo“ gehört? Er ist fasziniert und begibt sich auf die Suche nach diesem unbekannten Zeichner und seinen Werken.

Mich störte leider, dass Seths Freund Chat nur in der Geschichte vorzukommen scheint, um ihn als Zuhörer bezüglich seiner Fortschritte bei der Zeichnersuche und seiner Selbstkritik zu dienen. Genauso seine Kurzzeitfreundin Ruthie. Mir war es zu viel Nabelschau des Autors.

An sich ist das Buch sehr gut gemacht. Die Vorsatzblätter sind sehr hübsch, die „Fotoseiten“ eine gute Idee. Es gibt einen Glossar mit allen in der Geschichte erwähnten Zeichnern und Comicfiguren und die Comics von Kalo, um die sich die Geschichte schließlich dreht, sind ebenfalls am Ende angefügt. Hier kann man wirklich nicht meckern! Ungünstig war nur, dass ich – weit entfernt davon ein Experte zu sein – die Comics von Kalo weder besonders toll gezeichnet noch sonderlich witzig fand. Auch Seths Stil hat mir nicht wirklich zugesagt. Zwar mochte ich die Farben und auch die Zeichnungen von Häusern, Menschen und Orten sind eine schöne Idee, aber ich bin mit seinem Stil einfach nicht warm geworden. Alles ist doch sehr einfach und comichaft. Die kleinen Bilder wirken oft überladen.

Viel mag daran liegen, dass dieses Buch schon über 20 Jahre alt ist. Damals waren Lobeshymnen wie „Außergewöhnlich und originell“, „... bezaubernd, einfach und fesselnd...“ oder „... die [Entdeckung] eines großen Künstlers.“ sicher angebracht. Seitdem ist in Comic- und Graphic Novel-Bereich viel passiert. Seth war sicher ein wichtiger Vorreiter für diese Entwicklung aber der Begeisterung von Damals kann ich mich leider nicht anschließen. Ich habe mir hiervon mehr versprochen. Vor allem weniger Kreisen des Autors um sich selbst.