Rezension

Heidi Rehn lässt den Leser in eine vergangene Zeit eintauchen

Der Sommer der Freiheit - Heidi Rehn

Der Sommer der Freiheit
von Heidi Rehn

Bewertet mit 4 Sternen

Selma ist die Tochter eines Zeitungsverlegers, der als Abgeordneter in Berlin tätig ist. Jedes Jahr fährt die Familie zur Sommerfrische nach Baden-Baden. Selma wartet sehnsüchtig auf ihren Verlobten Gero, aber er kann nicht kommen und schickt Selma, die zum Entsetzten ihrer Mutter gerade den Führerschein gemacht hat, seinen roten Audi. Mit ihrer neu gewonnenen Freundin Constanze macht sie die Gegend um Baden-Baden unsicher. Auf einer ihrer Fahrten ins nahe gelegene Elsass lernen die Freundinnen den französischen Fotografen Robert kennen und nicht nur Selma erliegt seinem Charme. Doch es ist 1913 und bald wird es Krieg geben und Robert wird zu den Feinden zählen.

Die Geschichte ist in mehrere Teile aufgeteilt. Der erste spielt vom Sommer 1913 – Sommer 1914, der zweite Teil von Sommer 1915 – Spätsommer 1917 und der letzte von Sommer 1918 – Frühjahr 1919 und dann gibt es noch einen Epilog 1920. Selma ist die Hauptfigur und sie hat ihren eigenen Kopf und liebt es die Eltern zu provozieren. Sie fährt Auto, bleibt bis spät in die Nacht auf Partys und kümmert sich nicht um ihren Ruf. Aus ihrer Sicht wird der Großteil des Buches erzählt. Constanze ist ihr Gegenpart. Sie will die Fabrik ihres Vaters übernehmen, will an der Technischen Universität in Berlin studieren und kann mit Selmas ausschweifendem Lebensstil wenig anfangen. Einige Kapitel werden auch aus ihrer Sicht erzählt.

Durch die Aufteilung hat jeder Abschnitt seine eigene Stimmung. 1913 ist natürlich noch alles sehr ausgelassen und keiner kann sich wirklich einen Krieg vorstellen, während 1915 der Krieg bevorsteht und dann auch ausbricht und die Situation sich weiter zuspitzt. Durch das Weglassen von einigen Jahren wird auch Spannung aufgebaut, da es meist offen ausgeht und man natürlich gespannt ist, was in diesem Jahr passiert ist.

Heidi Rehn schafft es wirklich die Welt von damals auferstehen zu lassen. Mich hat vor allem die Detailliertheit beeindruckt. Immer wieder wird alles bis ins Detail beschrieben, damit der Leser sich ein genaues Bild machen kann. Dadurch kommen die vielen Umbrüche und Unterschiede zwischen den Jahren auch sehr gut zur Geltung. Auch Selmas Entwicklung steht natürlich im Vordergrund, wie sie sich über die Jahre verändert.

Die Geschichte an sich hat mir auch sehr gut gefallen, obwohl ich einige Details unrealistisch fand, aber das war nur mein Empfinden. Nur zum Schluss habe ich mich etwas geärgert. Denn ich kann es nicht leiden, wenn unliebsame Figuren einfach sterben und der Konflikt somit gelöst wird.

Zum Schreibstil ist noch zu sagen, dass auch die Sprache an damals angepasst wurde. So gibt es im Anhang auch ein Glossar zur Beschreibung von Worten die verwendet wurden und heute nicht mehr geläufig sind. Dadurch konnte man als Leser wirklich in die Zeit eintauchen.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, nur das Ende war nicht nach meinem Geschmack. Ich kann ihn jedem empfehlen, der eine Geschichte, die während des ersten Weltkriegs spielt, lesen möchte. Von mir gibt es 4 Sterne.