Rezension

Heimatlos

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
von C. Pam Zhang

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das einzige, was die Geschwister Lucy und Sam brauchen, ist ein Silberdollar um ihren Ba vernünftig beerdigen zu können. Doch als Waisen, vollkommen mittellos und - das schlimmste von allem - asiatischstämmig ist das so gut wie aussichtslos. So stranden die beiden schließlich mit einem gestohlenen Pferd und der Leiche ihres Bas in der grenzenlosen Weite der Prärie, in der vor langer Zeit noch Bisons grasten - bevor sie von Goldgräbern und anderen Glücksrittern ausgerottet wurden.

C Pan Zhang erzählt eine wilde wie einfühlsame Geschicht über Familie, Geschwister und Zugehörigkeit. Über die Zerstörung der Umwelt, Gerechtigkeit und Fremdenhass. Über Geschlechterrollen, Vorurteile und Sehnsucht.

Es mag klingen, als werden hier extrem viele Themen verarbeitet, aber das geschieht auf so angenehm natürliche Art und Weise, dass es in erster Linie Sams und Lucys Geschichte ist die fesselt und man erst später merkt, was alles in diesem Buch steckt.

Mir hat besonders die Entwicklung der Figuren oder speziell Lucys gefallen. Nach und nach lernt und reflektiert sie und mit ihr lernte und reflektierte ich als Leser. Besonders begeistert hat mich die lange Rückblende, die die eigentliche Tragik und Ungerechtigkeit der ganzen Geschichte aufdeckt.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Ende nach der grandiosen Rückblende nicht mehr ganz mithalten konnte. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Wer einen wunderbar geschriebenen, berührenden, aufwühlenden und lebendigen Roman über die Reise zweier spezieller Geschwister lesen möchte, der ist hier genau richtig!