Rezension

Hellsichtigkeit & künstliche Intelligenz

God's Kitchen - Margit Ruile

God's Kitchen
von Margit Ruile

Die 19jährige hellsichtige Münchener Psychologiestudentin Celine hat keine Familie und keine engen Freunde. In den Semesterferien freut sie sich deshalb umso mehr über ein Praktikumsangebot ihrer einzigen guten Bekannten Pandora, die sie einläd, mit ihr an einem Robotikprojekt zu arbeiten. Doch wie ähnlich sollte eine künstliche Intelligenz dem Menschen werden?

 

Ich bin sofort gut in das Buch hineingekommen und habe gespannt angefangen zu lesen. Der Schreibstil der Autorin hat es mir dabei leicht gemacht, mir die Umgebung (von den bunten Studentenbungalows bis zu den verlassenen morgendlichen Straßen Münchens) lebhaft vorzustellen. Teilweise wirkte die Sprache poetisch und die gewählten Vergleiche haben mir außerordentlich gut gefallen. So erklärt Celine dem Leser beispielsweise nach Beginn ihres Praktikums: „Ich treibe nicht wie vorher wie eine einsame Scholle im Eismeer“.

 

Die Geschichte ist (wie in dem Zitat schon erkennbar), aus Celines Ich-Perspektive geschrieben. Leider führt das auch dazu, dass alle anderen Personen extrem blass und eindimensional bleiben. Aber auch mit Celine selbst konnte ich mich nicht anfreunden. Zu naiv geht sie an viele Dinge heran und zu kalt wirken eigentlich emotionale Szenen. Ob es nun um einen ersten Kuss, einen Einbruch oder einen Abschied geht - mich hat leider nichts berührt.

 

Nachdem ich vom Anfang des Buches schnell mitgenommen wurde, machte sich in der zweiten Hälfte Langeweile breit und ich musste mich davon abhalten, das Buch stellenweise nur zu überfliegen, in der Hoffnung, dass der Schluss mich überzeugt. Zur Geschichte hätte ein großer Showdown Mensch gegen Maschine oder zumindest eine Eskalation der Ereignisse gepasst, doch irgendwie plätscherte das Ende so vor sich hin.

 

Ich hatte mehr erwartet und wurde enttäuscht. Trotz des angenehmen Schreibstils wurde das Potential der Grundidee leider nicht annähernd ausgeschöpft. So regt das Buch auch kaum weiter zum Nachdenken an. Trotzdem kann man "God's Kitchen" ganz gut zwischendurch lesen. Der äußere Klappentext bzw. die Beschreibung des Buches im Internet verschweigen leider, dass auch übersinnliche Fähigkeiten eine Rolle in der Geschichte spielen.