Rezension

Herausforderndes Thema...

Sondereinheit Themis: Hinter Gittern - Kerstin Rachfahl

Sondereinheit Themis: Hinter Gittern
von Kerstin Rachfahl

Bewertet mit 3 Sternen

Auch im fünften Band der Reihe um die Sondereinheit Themis greift Autorin Kerstin Rachfahl wieder schwierige und "unbequeme" Themen aufgegriffen, Selbstjustiz, extremistische Strömungen im Polizei - und Behördenapparat, ein hochaktuelles Thema...

Dennoch hat mich dieser Band nicht so gefesselt wie die vorangegangenen.

Nathasha gerät unter Verdacht, den aus der U-Haft entlassenen Straftäter Alexander Egbert vor seinem Haus erschossen zu haben bzw. erschossen haben zu lassen. Dieser Handlungsstrang, Natasha unter dem Verdacht der Selbstjustiz, die Bemühungen des ganzen Teams, ihr zu helfen, dabei aber auch bei allen Mitgliedern des Teams die Zweifel, ob Natasha wirklich gar nichts mit der Ermordung zu tun hat, das alles war hochspannend und gut erzählt.

Das Hin und Her mit den einzelnen Behörden, zumal die Sondereinheit selbst plötzlich in den Polizeidienst des BKA integriert wird, war teils etwas komplex und verwirrend.

Aber mehr noch haben die zahlreichen Perspektivwechsel und Nebenhandlungsstränge meinen Lesefluss unterbrochen.

Dass man den "Bösewicht" nicht gleich aufdeckt, sondern unter dem anonymen "er" aus seiner Perspektive in einem Kapitel erzählen lässt, verstehe ich ja, aber dass diese Erzählvariante dann auch bei Figuren gewählt wurde, die aus den vergangenen Bänden schon bekannt sind und man sich erst in einem Kapitel orientieren muss, wer nun erzählt, war mir dann doch zu anstrengend. Obwohl ich die Geschichte letztlich in einem Rutsch gelesen habe, hatte ich mehrfach das Bedürfnis zurückzublättern, um mich zu vergewissern, wer jetzt was macht.

Hinzu kommen die vielen emotionalen Verwicklungen: von einem Schwangerschaftsverdacht über den Kinderwunsch eines lesbischen Pärchens bis hin einem Liebespaar in fortgeschrittenerem Alter, dass sich endlich zu seiner jahrzehntelangen Liebe bekennt, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass in diesem Band "jedes Töpfchen sein Deckelchen finden sollte"… Manche Verhaltensweisen erschienen mir auch schwer nachvollziehbar (wie kann man monatelang ungeschützten Verkehr haben und nie an eine Schwangerschaft denken?) bzw. Ereignisse weit hergeholt (Affäre mit einem Ex-KGB-Spion) – insoweit Hochachtung an die Autorin, dass sie sich an die heiklen Themen Selbstjustiz und extremistische Strömungen im Polizei - und Behördenapparat wagt, aber das Ganze ist mir zu sehr im kleinteiligen Geschehen mit zu vielen Nebenkriegsschauplätzen untergegangen…