Rezension

Herausragende Kurzgeschichten

Böses Glück -

Böses Glück
von Tove Ditlevsen

Bewertet mit 5 Sternen

„Welche Bedeutung hat ein Mensch überhaupt für den anderen, abgesehen davon, dass der eine den anderen zum Handeln zwingt?“

Kleine, ganz alltägliche Begebenheiten Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts in Dänemark. Eigentlich könnten die Geschichten aber auch in einer anderen Zeit spielen, denn an Aktualität haben sie kein bisschen eingebüßt. Zumeist geht es vor allem um die (Familien-) Beziehungen der Protagonistinnen und um ihr Innenleben. 

Die Geschichten sind in sehr klarerer, ungeschmückter Sprache geschrieben, kommen fast leicht daher. Und doch spürt man bereits beim ersten Satz, dass wir es hier nicht mit der Leichtigkeit des Seins zu tun bekommen. Im Gegenteil, die Protagonistinnen stolpern über Sätze, Blicke, Betonungen... scheinbare Kleinigkeiten, die andere (meist Männer) gar nicht wahrzunehmen scheinen. Und plötzlich muss alles in Frage gestellt werden.

Mir läuft es eiskalt den Rücken runter bei diesen Kurzgeschichten. Sie sind unversöhnlich und irgendwie auch trostlos. Voller Resignation. 

Tove Ditlevsen - der Name war mir bisher noch nicht aufgefallen. Und jetzt frage ich mich, wieso ich nicht viel früher auf diese Autorin aufmerksam geworden bin!