Rezension

Herbe Enttäuschung!

Als wir im Regen tanzten - Michaela Saalfeld

Als wir im Regen tanzten
von Michaela Saalfeld

Bewertet mit 1 Sternen

1928 Berlin. Der Karrierestern des jüdischen Stummfilmstars Recha sinkt ebenso wie die Erfolgskurve ihres Ehemanns Willi als Filmemacher. Die zunehmende Macht der Nazionalsozialisten sowie die daraus resultierende Judenfeindlichkeit in der Bevölkerung machen Recha immer mehr zu schaffen. Willi braucht für seine Karriere baldmöglichst als Regisseur einen Kassenschlager, während Recha durch den Tonfilm kaum noch Rollenangebote bekommt. Aber auch die Ehe der beiden ist in Schieflage geraten, sie driften auseinander, weil sie sich kaum noch etwas zu sagen haben, und das ersehnte gemeinsame Kind hat sich bisher auch nicht angekündigt. Währenddessen kümmert sich Willis Schwester, die Anwältin Felice mit ihrem Ehemann Quintus um die Töchter ihrer Schwester Ille, die bisher im Gefängnis saß. Doch nun hat Ille ihre 10-jährige Strafe abgesessen und möchte ihre Töchter zurückhaben, womit Felice gar nicht einverstanden ist…

Michaela Saalfeld hat mit „Als wir im Regen tanzten“ die Fortsetzung ihres Romans „Was wir zu hoffen wagten“ vorgelegt, der allerdings in punkto Unterhaltungswert und Handlung nicht ansatzweise an den Erstling heranreichen kann. Der Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig, leider aber auch sehr langatmig und sprunghaft, so dass der Leser, der den ersten Teil gelesen hat, sich oftmals die Frage stellt, ob hier tatsächlich die Autorin oder nicht doch ein Ghostwriter am Werk war. Der Einstieg in den Roman lässt noch auf eine abwechslungsreiche Geschichte mit historischem Hintergrund hoffen, doch bald schon flacht die Handlung ab und während die Entwicklung der Filmindustrie raumgreifend erläutert wird, fehlt es an fesselnden Dialogen und nachvollziehbaren Entwicklungen zwischen den Protagonisten. Vielmehr verliert sich alles in immer wieder neuen Nebenschauplätzen, die kurz auftauchen, um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden. Dem Leser erschließt sich oftmals nicht, welche Bedeutung diese oder jene Sequenz für die Handlung hat. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind derart problematisch arrangiert, dass sie konstruiert und wenig glaubhaft wirken und dem Leser ein stetiges Augenrollen verursachen. Durch diese unstete und wenig packende Erzählweise wird die Lektüre zu einer quälenden Herausforderung. Zudem ist es sehr schade, dass gerade die damals aktuellen politischen Entwicklungen nicht mehr zum Tragen kommen und die Spannung der Geschichte befeuern.

Die Charaktere können bis auf einige wenige Ausnahmen nicht mit Glaubwürdigkeit und Authentizität punkten. Sie wirken blass und austauschbar, der Leser kann sich zu keiner Zeit richtig in sie hineinversetzen und ihre Taten nachvollziehen, da es keinerlei Nähe zu ihnen gibt. Sie bleiben Fremde, die man einfach nur beobachtet und dabei meist mit dem Kopf schüttelt Recha wirkt wie eine unsichere kleine Maus, verschreckt und wenig dazu angetan, sich in ihr einen gefeierten Filmstar vorzustellen. Willi hat nur seine Arbeit im Kopf, ihm fehlt es an Einfühlungsvermögen und Tiefe. Einzig Felicitas überzeugt als Frau von Format, die selbstbewusst, stark und zupackend ihre Ziele verfolgt, auch wenn sie damit Grenzen übertritt und auch mal die eine oder andere Schlappe hinnehmen muss. Sie ist eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt und mutig ihre Meinung vertritt und ihren Weg geht.

„Als wir im Regen tanzten“ kann als Nachfolger von „Was wir zu hoffen wagten“ in keiner Weise überzeugen. Dem Buch fehlt neben einem logischen Handlungsverlauf auch die Verknüpfung mit den historisch wichtigen Vorkommnissen der damaligen Zeit sowie an nahbaren Protagonisten, die mit authentischen Charakteren punkten können. Zudem ist der wankelmütige Erzählstil nicht dazu angetan, sich als Leser gut unterhalten zu fühlen. Dieser Roman ist eine herbe Enttäuschung, der keine Empfehlung verdient.