Rezension

Hermann Oberth und sein Traum

Die Erfindung des Countdowns - Daniel Mellem

Die Erfindung des Countdowns
von Daniel Mellem

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch ist so ganz anders und trotzdem finde ich Hermann Oberth unglaublich faszinierend. Man muss sich auf das Buch einlassen können.

1899 beginnt Hermann Oberth sich für das Weltall und den Mond zu interessieren. Für ihn ein spannendes Thema mit einer einzigen Frage – ist es möglich dass ein Mensch ins Weltall gelangen kann? Wie müsste die Rakete beschaffen sein? Was könnte man alles entdecken zwischen den Sternen? Doch die Zeit ist nicht reif für Hermann seine Ideen und Vorschläge, nach dem Ersten Weltkrieg ist für Hermann klar – Deutschland braucht eine Rakete die ihnen Macht und Sicherheit vermittelt. Doch ist die Zeit jetzt reif für Hermann seine Berechnungen und Ideen?

„Die Lehrer kannten nichts als altgriechische Vokabeln und antike Jahreszahlen. Sie alle wollten nur wissen, was in der Vergangenheit einmal gewesen war. Niemanden hier schien zu interessieren, was die Zukunft bereithielt.“ (Seite 23)

Das Cover und der Klappentext haben mich bei diesem Buch angesprochen und mich neugierig auf Hermann Oberth werden lassen. Jedoch muss ich sagen dass die Beschreibung zu diesem Buch nicht ganz zu dem passt was ich mir vorgestellt habe und doch bin ich von diesem Buch sehr angetan.

Der Schreibstil ist kühl, distanziert, greift immer ein paar Eckpunkte und Lebensdaten und Umstände von Hermann Oberth auf, es geht nicht in einer komplexen Reihenfolge sondern es erfolgen Zeitsprünge die man trotzdem gut verfolgen und nachvollziehen kann. Natürlich erklärt der Autor hier auch ein bisschen Mathematik, Physik und andere Themen die mit dem Weltall und seinen Berechnungen zu tun haben, verstehen ist da hohe Kunst, aber es rundet die Geschichte ab und ist auf jeden Fall, in meinen Augen, passend und abrunden zu Hermann Oberth.

Hermann Oberth, mir sagte dieser Name ehrlich gesagt nichts. Und Hermann Oberth war ein Wissenschaftler, ein ja, fast mag man sagen Fanatiker der unbedingt eine Rakete bauen wollte, egal mit welchen Mitteln, egal an wen seine Unterstützer glaubten oder was sie damit vor hatten. Hermann ist kühl, distanziert, er nimmt am Leben nicht wahrlich teil sondern verkriecht sich in seinen Werkstätten die ihm zu Verfügung gestellt werden, er vergisst seine Frau und Kinder, er ist kein Sympathieträger aber mich konnte er trotzdem faszinieren, alleine weil er an seinem Traum so verbohrt, humorlos und ernst festgehalten hat, für ihn gab es kein „Wenn oder Aber“ sondern Hermann Oberth war von sich äusserst überzeugt.

Mit Tilla, seiner Frau, erhält Hermann so ein bisschen Einzug zur Realität. Und ich finde dass diese Frau bemerkenswertes geleistet hat und Hermann weiterhin zur Seite stand. Sie punktet auf ganzer Linie und ist nicht weniger zu bewundern.

Hermann Oberth ist ein Mann der in seiner Art in einer Blase lebte und eigentlich gar nie über den Tellerrand schauen wollte oder konnte. Er ist wohl ein Extrem Nerd für seine damalige Zeit und war verbissen darauf Erfolg zu haben. Ein Fanatiker mit einer ganz eigenen Linie und doch fand ich Hermann Oberth absolut interessant und trotz alledem faszinierend dargestellt und bin von diesem Roman sehr angetan.

Als Leser muss man sich auf diesen „Abenteuer“ und den Menschen Hermann Oberth einlassen können. Ich empfehle es trotzdem gerne weiter.