Rezension

Herr Wunderlichs wundersame Reise....

Wunderlich fährt nach Norden - Marion Brasch

Wunderlich fährt nach Norden
von Marion Brasch

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Wunderlich war der unglücklichste Mensch, den er kannte. Er kannte zwar nicht viele Menschen, doch was spielt das für eine Rolle, wenn das Unglück größer ist als man selbst. Wobei das eigentlich nicht stimmte, denn Wunderlichs Unglück war etwa einen Kopf kleiner als er und hieß Marie." (Auszug)

Dieses Zitat gleich zu Beginn des Buches gibt einen kleinen Einblick in die brillante Schreibweise von Marion Brasch, die mit einer scheinbaren Leichtigkeit durch die wundersame Geschichte von Wunderlich führt, dessen Name im wahrsten Sinne des Wortes Programm ist. Als Marie den Protagonisten Wunderlich verlässt, versinkt dieser in Selbstmitleid. Eine anonyme SMS rüttelt ihn jedoch aus seiner Lethargie und einer plötzlichen Eingebung folgend, beschließt er in den Norden zu reisen. Auf seinem Weg trifft er die unterschiedlichsten Menschen....den Säufer Finke, der ihn in eine heruntergekommene Gastwirtschaft mitnimmt, die dieser bewohnt....die eigenwillige Toni, die mehr zu sein scheint, als sie vorgibt....den schönen Ringo....und einen Radfahrer mit Felljacke, den nur er wahrzunehmen scheint. Mit dieser spontanen Reise verändert sich allmählich das Weltbild von Wunderlich und dieser wächst über sich hinaus....

Wunderlich wird anfänglich als ein überaus bequemer und fauler Zeitgenosse vorgestellt, der zwar künstlerisch sehr talentiert ist, es aber aufgrund seiner Trägheit bisher zu nichts im Leben gebracht hat. Das Ende seiner Beziehung zu Marie setzt dem Ganzen die Krone auf und er zerfließt beinahe vor Selbstmitleid. Im Laufe der Geschichte beginnt er die wirklich wichtigen Aspekte im Leben zu erkennen und findet neuen Lebensmut.

Der Protagonist war mir, trotz seiner zahlreichen Macken, recht sympathisch. Auf der einen Seite pragmatisch wie kein zweiter, auf der anderen überschäumend und tatkräftig meistert er die Tücken seiner zuweilen doch recht anstrengenden Reise.

Die Geschichte weist an vielen Stellen überaus zauberhafte und geheimnisvolle Momente bzw. Fragen auf, die für meinen Geschmack leider unbeantwortet bleiben. Dennoch hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Denn eines steht in jedem Fall fest: Das Prunkstück dieser Geschichte ist nicht die Geschichte selbst, sondern die außergewöhnliche Erzählweise. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Der Weg ist das Ziel!