Rezension

Herrlich zuckersüßer Lesespaß ...

Fangirl
von Rainbow Rowell

Bewertet mit 4 Sternen

Cath ist nur nicht ein Fangirl, sie ist das Fangirl schlechthin. Und da es immer so lange dauert, bis was Neues von ihrer großen Reihe um Simon Snow kommt, hatte sie beschlossen, ihre eigene Fanfiction dazu zu schreiben. Als Magicath ist sie auch noch ziemlich erfolgreich und bei jeden veröffentlichen Kapitel werden die Klickzahlen höher. Aber nun ist College Zeit und ihr Leben nimmt einen anderen Lauf, als sie es sich wünscht. Ihre Zwillingsschwester Wren will nämlich Jungs kennenlernen und Party machen und beschließt auch nicht mit ihrer Schwester zusammen ein Zimmer zu nehmen. Cath trifft das hart und nun muss sie ihren Alltag allein in die Hand nehmen. Allerdings klappt das nur mäßig, lieber verzieht sie sich in ihre Welt von Simon Snow. Als dann aber Nick und Levi in ihr Leben treten, merkt sie, das Schreiben vielleicht doch nicht alles sein kann. Ob sie sich auch der Welt außerhalb ihrer Fanfiction öffnen kann? Und welchen Jungen wird sie ihr Herz vielleicht schenken? Und wird das echte Leben vielleicht interessanter?

Über Rainbow Rowell habe ich schon so viel Gutes gehört, das ich unbedingt eins ihrer Bücher lesen wollte. Da nun Fangirl an den Start geht und es mir in die Hände gelegt wurde, sah ich das als Zeichen und legte los. Ob ich mich in Cath wieder erkenne und ob ich ihre Welt nachvollziehen kann, erzähle ich euch nun.

Eigentlich hat Cath was von einem Mauerblümchen, immer korrekt, immer pünktlich, kann selten was mit ihrer Umgebung anfangen und flüchtet sich lieber in ihre Welt, wo sie sich verstanden fühlt. Ganz ehrlich, ich war als Teenager genau so, denn ich konnte mit meiner Altersgruppe so gar nichts anfangen. Allerdings war das mit dem Internet da noch so eine Sache, ich glaube, sonst wäre ich Cath zwei gewesen. So war sie mir bei dem Einstieg direkt vertraut. Eine Streberin, die mit ihrer Umgebung nicht gut klarkommt und sich gern in ihrer Gedankenwelt zurückzieht. Das, das nicht so bleiben wird, lehrt uns das Leben und meistens hat es mit Jungs zu tun. Übrigens hatte ich auch eine Schwester, die nur Jungs und Partys in Kopf hatte, unerträglich, wenn auch nicht gleich alt.

So wird Cath also am College gezwungen ihre Komfortzone zu verlassen, und sich doch irgendwie einzufinden. Das klappt auch zuerst ganz gut und ich muss gestehen, ich hatte unglaublich viel Spaß beim Lesen. Natürlich müssen wir Leser uns direkt für einen Jungen entscheiden und mein Herz hatte sofort die Quasselstrippe Levi. Ein junger Mann, der durch sein Lächeln auffällt, seine ständige gute Laune und es lohnt sich allein für die gegenseitige Schlagabtausche, die sie sich gegenseitig geben, das Buch zu lesen. Aber Cath muss noch viel lernen, als nur auf ihr Herz zuhören und sich den Dingen im Leben zu stellen, nämlich Prioritäten zu setzten, und zwar im realen Leben.

Es ist immer viel einfacher sich in eine Traumwelt zurück zuziehen und alles andere zu verdrängen, aber irgendwann holt es einem doch ein und klopft hämmernd an die Tür. Tja und Cath und Wren haben keine einfache Familie, da steckt einiges drin und erklärt ihren übergroßen Fluchtinstinkt. Aber das müsst ihr ganz alleine herausbekommen. Zudem müsst ihr euch auch durch die ganze Simon Snow Geschichte arbeiten, denn es gibt ja die Bücher und dazu Cath Fanfiction und diese begleiten uns bei jedem Kapitelabschluss. Ich finde die Idee immer noch sehr putzig umgesetzt und hebt die Geschichte irgendwie von allem bisherigen gelesenen ab.

Jetzt kommt aber auch ein kleiner Kritikpunkt, der mir wirklich bei der zweiten Hälfte immer stärker aufgefallen ist, die Geschichte plätschert so dahin. Wir erleben Drama, Flucht, Drama, Flucht und das irgendwie in Dauerschleife und so gern hätte ich Cath geschüttelt und dann ging es schwups, ich habe es verstanden und Ende. BÄAAMMMM! Und ich dachte, was ist denn nun passiert. Ich meine alles gut, man versteht es und es ist ein gutes Ende, aber warum ein halbes Buch auf Drama anlegen und dann Augenzwinkern und fertig. Das war mir ehrlich gesagt zu lasch und blieb irgendwie nach dem guten Start weit zurück. Aber was soll ich meckern, ich hatte sonst herrliche Unterhaltung und mal ein Buch, was mir von Anfang an Spaß gemacht hatte und ich eine gute Zeit und nach einer Flaute wieder richtig Lust zu lesen, also danke Cath.

Ich glaube, diese Geschichte sollte jeder lesen müssen, denn seit dem Internet verkriechen wir uns doch noch lieber und knüpfen gern unverbindliche Kontakte, als sich dem Leben draußen zu stellen. Wie schnell man da abdriften kann und wie einsam das wird, zeigt Fangirl gut auf. Allerdings sollte jeder auch seine Macken und Leidenschaften ausleben dürfen, es geht einfach darum, ein gutes Zwischending zu finden. Ich fand die Geschichte herrlich umgesetzt mit vielen Lachern und Herz.