Rezension

Herrliche Münchauseniade

Die Analphabetin, die rechnen konnte, 6 Audio-CDs - Jonas Jonasson

Die Analphabetin, die rechnen konnte, 6 Audio-CDs
von Jonas Jonasson

Bewertet mit 4.5 Sternen

In Johannesburg beginnt der Roman von Jonas Jonasson. In Schweden endet er. Dazwischen findet in „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ eine ganz und gar abstruse Abenteuergeschichte statt, die ihresgleichen sucht. Hauptperson: Nombeko Mayeki.

Mit ihr begibt man sich als Leser auf eine herrliche Münchhauseniade voller absurder Abenteuer und unwahrscheinlichen Begegnungen. An manchen Stellen wirkt es fast so, als ob das Unwahrscheinliche die Normalität ist. Jonas Jonassons Einfallsreichtum scheint unerschöpflich zu sein.

Das beginnt schon mit Nombeko selbst. Die Latrinentonnenträgerin arbeitet sich in Südafrikas größtem Slum nach und nach vom Latrinenbüro von Soweto hoch, denn sie kann zwar nicht lesen, aber dafür umso besser rechnen. Sie landet als Putzfrau bei einem Ingenieur, hilft mit, Südafrikas erste Atombombe zu bauen. Mit ihr zusammen landet sie schließlich in Schweden. Doch wie wird man eine Atombombe wieder los?

Ihre Klugheit bringt Nombeko immer wieder weiter. Sie schafft es überall, mit den Füßen auf dem Boden zu landen. Das ist der eine Grund, weshalb mir „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ gefiel: man kann die schelmenhaft clevere Nombeko einfach nur liebgewinnen. Der andere Grund ist die Art, wie Jonas Jonasson erzählt: er ist ein Meister der Fabulierkunst. Pointenreich erzählt er, immer mit einem Lächeln im Gesicht, was man im Leben alles so erleben könnte.Wenn es dabei zu den ungewöhnlichsten Begegnungen kommt: umso besser. Dass die Personen, die sonst noch in dem Buch auftauchen, eher stereotyp sind, tut keinen Abbruch. Denn je stereotyper sie sind, umso mehr Ecken und Kanten haben sie. Und die witzig-charmant aufs Korn zu nehmen, das ist Jonas Jonassons Spezialität.

Ich bin eigentlich kein allzu großer Freund von Hörbüchern. Meistens entgeht mir beim Hören im Auto irgend etwas, und ich muss mir ein Kapitel nochmal anhören, was auf dauer etwas nervt. Mit diesem Hörbuch bin ich aber gut zurecht gekommen. Anfangs irritieren die zwei Erzählstränge in Südafrika und in Schweden, aber spätestens wenn sie sich vereinigt haben, kann man den Irrungen und Wirrungen der Geschichte gut und leicht folgen. Ein idealer Roman für ein Hörbuch. Katharina Thalbachs Stimme habe ich dabei sehr genossen – sie liest sehr betont, nicht überhastet, lässt Pausen. Warum auch immer: im Auto kam ihre Stimme nicht so knörzig rüber als im CD-Player, daher wurde es mein Auto-Hörbuch für einige Wochen. Und ja: es waren unterhaltsame Autofahrten.