Rezension

Hervorragend recherchiert und mitreißend erzählt

Papyrus -

Papyrus
von Irene Vallejo

Bewertet mit 5 Sternen

Worum geht’s? Das Wort ist so alt, wie die Menschheit selbst. Doch erst seit Erfindung des Buches bzw. seiner Vorgänger ist es den Menschen möglich, ihre Worte und ihre Geschichte auf Papier zu bannen. Das Buch gehört zu den ältesten aber beständigsten Erfindungen und hat eine wahrlich abenteuerliche Geschichte hinter sich.

„Denn allein der Verstand verjüngt sich mit den Jahren, und die Zeit, die uns alles Sonstige entreißt, fügt dem Alter Weisheit hinzu.“ (Seite 237)

Meine Meinung:

„Papyrus“ von Irene Vallejo ist ein Buch über die Geschichte der Welt der Bücher. Und ein wirklich schönes Buch, allein das wunderschöne, goldgeprägte Cover ist ein absoluter Hingucker! Dann das Quellverzeichnis am Ende, das eine Unzahl Seiten umfasst: Die Autorin hat ihr ganzes Herzblut in diesen Roman gesteckt, hervorragend recherchiert und alles verständlich, spannend und mitreißend zusammengefasst. Dieses Buch enthält so viel historisches Wissen, interessante Fakten und ist eine wundervolle Reise durch die Geschichte seiner eigenen Entstehung.

Die Autorin beginnt lange vor unserer Zeit im alten Griechenland, in der Zeit Alexander des Großen. Wir begleiten sie durch die Jahrhunderte und Jahrtausende, die Entstehung Roms, verschiedene Feldzüge und Kriege bis in die Gegenwart und immer ist die Entwicklung des Buches ganz eng mit allem verknüpft. In die Geschichte der Entstehung von Schrifttafeln über Papyrusrollen bis hin zu dem Buch, wie wir es heute kennen, erleben wir zudem noch die Geschichte der Bibliotheken, dürfen über die großen Gelehrten wie Aristoteles, Platon, Sokrates und wie sie alle heißen lesen. Erfahren über das Leben im alten Rom und im alten Griechenland. Aber die Autorin erzählt nicht nur von der Entstehung der Bücher und dem Wandel und der Bedeutung der Schriftsteller, sie schreibt auch über die immer wieder auftretende Vernichtung und Zerstörung der Bücher. Sei es durch Naturkatastrophen oder die absichtliche Zerstörung von Menschenhand – durch Zensur und Verbrennung. Und wir erfahren, wie das Buch als Gut einiger bessergestellten Menschen im Laufe der Zeit zu einem Allgemeingut für alle wurde. Wie es Freizeitbeschäftigung war, Wissensquelle aber auch Ablenkung z.B. in den Zeiten der Konzentrationslager.

Mir gefällt, wie Irene Vallejo die Stimmung der einzelnen Zeiten hervorbringt. In den Bibliotheken in Griechenland, lange v. Chr., als man noch nicht leise gelesen hat. Das Gemurmel und Gesumme, das in den Lesegängen geherrscht haben muss. Das gleichzeitige Auf- auf der einen und Abrollen auf der anderen Seite der Papyrusrollen. Dann ihre Vergleiche von damals mit heute, wie sich alles immer wiederholt. Damals die Skeptiker im Streit Papyrusrollen vs. Seitenbuch – heute Buch vs. eBook. Und in den eigenen Erzählungen der Autorin sowie zwischen den Zeilen merkt man immer wieder ihre Hingabe zu diesem Thema, ihre Liebe zu Büchern und wieviel Herz in diesem Buch steckt.

Ich habe beim Lesen so viel Wissen aufgesaugt und werde das Buch bestimmt auch künftig immer wieder in die Hand nehmen, um Dinge nachzuschlagen und nochmals nachzulesen!

Fazit:

Mit „Papyrus“ schreibt Irene Vallejo über ein Thema, das ihr eine Herzensangelegenheit ist: Über die Welt der Bücher. Ich weiß nicht, wie lange und intensiv die Autorin recherchiert hat, um ein solches Meisterwerk zu Papier zu bringen, einfach unglaublich! Sie reist mit uns durch die Jahrtausende. Vom alten Griechenland und alten Rom bis hinein in die Gegenwart. Von der Entwicklung der Papyrusrollen zum heutigen Buch. Von dem Stand der Schreiber und Gelehrten und der Entstehung der einzelnen Generationen und wie diese das Buch geprägt haben und von ihm geprägt worden sind. Dieses Buch ist vollgestopft mit Wissen und doch absolut mitreißend und lesenswert!

5 Sterne von mir für dieses mit Liebe und Hingabe geschriebenes Buch, das deutlich zeigt, wie sehr der Autorin dieses Thema am Herzen liegt!