Rezension

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Hervorragende Idee, mit guter Umsetzung, die aber noch Luft nach oben lässt

Willkommen in der unglaublichen Welt von Frank Banning - Julia Claiborne Johnson

Willkommen in der unglaublichen Welt von Frank Banning
von Julia Claiborne Johnson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Synopsis 

Die Welt von Frank Banning ist eine ganz wunderhübsche und eigene, voller alter Filme, guten Smokings und eigensinnigen Ideen. Seine Mutter, Buchautorin die ihr letztes gutes Werk vor vielen Jahren geschrieben hat, benötigt Assistenz um endlich wieder einen Bestseller zu schreiben und somit ihre bald ausgeschöpften Reserven füllen zu können. So tritt Alice in das skurille Leben der beiden und lernt Franks Welt mir ihren eigenen Augen kennen. Fasziniert von ihm und eingeschüchtert von seiner Mutter beginnt für sie ein Jahr voller Höhen und Tiefen, mit langen Filmnächten, heißen Nächten (im wahrsten Sinne des Wortes) und der Findung zu Ihrem eigenen Ich. Zumindest ein bisschen. 

Rezension 

Was Franks Welt so besonders und einzigartig macht ist, dass er auf der einen Hand zwar überdurchschnittliche Intelligent ist, auf der anderen aber Autist und somit seine Macken hat, mit denen andere Kinder im Grundschulalter alles andere als klar kommen. Doch Alice sieht über diese 'Macken' hinweg und fängt gerade deswegen an ihn beinahe wie ihren eigenen Sohn zu lieben. 

Ich finde den Charakter von Frank super dargestellt und man kommt als Leser nicht darum herum ihn trotz einiger großer Fehler, die er begeht, zu lieben. Er liebt seine Welt, so wie sie ist und für ihn ist sie nicht verkehrt. Man könnte meinen ihm würde es an nichts fehlen, doch immer häufiger wird in dem Buch deutlich, dass er sich tief in seinem Herzen einsam fühlt. Auf der einen Seite hat er Alice (die ihn jedoch nach Fertigstellung des neuen Buches wieder verlassen wird, was ihm mehr als bewusst ist), Xander (ein guter Freund seiner Mutter der immer mal wieder für Tage oder Wochen auftaucht, jedoch so plötzlich wie er auftaucht auch wieder verschwindet) und natürlich seine Mutter, die ihm aber einfach nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkt, die er benötigt. Frank fehlt einfach eine konstante Bezugsperson in seinem Leben, was seine Macken mit Sicherheit nur noch intensiver herausbringt. 

Immer wieder gibt es Stellen, an denen man merkt, dass seiner Mutter ihn sehr liebt und sie diese Nähe eigentlich auch sucht und benötigt, jedoch passiert oft einige Augenblicke das komplette Gegenteil und sie nimmt großen Abstand zu ihrem Sohn. Dies liegt vermutlich an den Verlust ihres Bruders, der ähnliches Verhalten wie Frank vorwies und sich eines Tages in ihrer Gegenwart das Leben nahm. Ich nehme stark an, dass sie dieses grauenvolle Ereignis nie ganz verarbeitet hat und sich zudem eine gewisse Teilschuld an diesen Tod gibt. Daher ist es vermutlich ein ganz großer psychologischer Hintergrund, warum sie so handelt, wie sie eben handelt. Ich persönlich finde, dass dieser Charakter so viel Potenzial für mehr in diesem Buch hat, eben gerade wegen diesem psychologischen Hintergrund, daraus aber viel zu wenig gemacht wurde. 
Stattdessen gibt es lange "Handlungsstränge" in denen generell nicht viel Handlung passiert. 

Unnötig allerdings finde ich dafür die "Beziehung" zwischen Xander und Alice. Ich hatte das Gefühl, dass diese Sequenzen nur eingebaut wurden, weil jedes gute Buch eine Liebesbeziehung benötigt, was ich überhaupt nicht so sehe. Viel mehr hätte man stattdessen auf die verstrickte Beziehung zwischen Mutter und Sohn eingehen sollen und das daraus resultierende Dreieck mit Alice. 

Meine abschließende Meinung zu dem Buch ist, dass Frank ein ganz wundervoller Charakter ist und Mimi Potenzial hatte ein großer Charakter werden zu können. An einigen Stellen zieht sich das Buch und relativ wenig Handlung passiert, wohingegen das Ende plötzlich sehr schnell und abrupt da ist. Dieses Buch hatte sehr großes Potenzial, was leider nicht voll ausgeschöpft wurde. Dennoch kann man es defintiv lesen und Frank Banning lieben lernen! 3,5 Sterne von mir.