Rezension

Hervorragender Auftakt

Eve & Caleb 01. Wo Licht war - Anna Carey

Eve & Caleb 01. Wo Licht war
von Anna Carey

Bewertet mit 5 Sternen

Für eine Waise, die nach einer Seuche lebt, hat Eve ein sehr gutes Leben: Sie geht zur Schule und ist Jahrgangsbeste, ist beliebt und hat gute Freundinnen und - so glaubt sie - eine tolle Zukunft vor sich in der Stadt aus Sand, die der König des neuen Amerika erbauen ließ.

Doch eines Abends muss Eve die bittere Wahrheit erkennen: Die Absolventinnen verlassen die Schule nicht in eine glorreiche Zukunft. Sie bleiben auf dem Schulgelände, in einem Gebäude, das die Schülerinnen nie betreten. Dort werden die jungen Frauen an Betten gefesselt und künstlich befruchtet. Amerika nach der Seuche braucht eine größere Bevölkerung und für diese sollen die Frauen sorgen. Immer und immer wieder.

Eve ist schockiert und will zu ihren besten Freundinnen, um mit ihnen gemeinsam die Schule zu verlassen. Eine Lehrerin hilft ihr schließlich auch bei der Flucht, doch sie kann nur allein gehen und muss ihre Freundinnen ihrem Schicksal überlassen.

Bei ihrer Flucht treffen Eve und Arden, eine Mitschülerin, die ebenfalls geflohen ist, auf Caleb. Den Mädchen wurde in der Schule eingetrichtert, dass Männer nur schlecht sind - mit Ausnahme des Königs versteht sich. Doch Caleb zeigt Eve, dass diese Behauptung so gar nicht der Wahrheit entspricht. Zwischen den beiden entwickelt sich eine wunderbare Liebesgeschichte, doch nach Eve wird weiterhin gesucht: Der König braucht einen Erben und Eve soll ihm diesen gebären.

Die Zukunft, die in "Wo Licht war" gezeigt wird, enthält einige interessante neue Aspekte, wie etwa die Wiederbevölkerung Amerikas durch Zwangsschwangerschaften von Waisenmädchen, die in abgeschotteten Schulen erzogen werden. Dies ist ein Aspekt, den ich zwar schon in Dystopien für ein erwachsenes Publikum gesehen/gelesen habe, aber bisher noch nicht in einem Jugendbuch. Das Buch sollte daher auch meiner Meinung nach nicht an zu junge Leser gegeben werden. Eve denkt immer wieder an das Schicksal, das ihren Freundinnen zuteil wurde und die Vorstellung, wie diese jungen Frauen an Betten gefesselt daliegen und ihre künstlich erzeugte Schwangerschaft voranschreitet kann einem schon an die Nieren gehen.

Eve ist ein Produkt ihrer Zeit und ihrer Erziehung. Wenn es um Männer und das Leben außerhalb der Schule geht, ist sie sehr naiv und unwissend. Sie braucht ihre Zeit um zu erkennen und zu akzeptieren, dass man sie belogen hat und nicht alle Männer über einen Kamm zu scheren sind. Caleb bietet sich hier hervorragend als Lehrer und Freund an. Von Beginn an unterstützt er sie und hilft ihr und bis zum Schluss tut er das, was das Beste für sie ist.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ich wollte eines Abends kurz vor Mitternacht eigentlich nur das Lesezeichen dort platzieren, bis wohin ich die Leseprobe im Internet gelesen hatte ... um 3.00 Uhr bin ich dann ins Bett und hätte doch so gerne weitergelesen. Die Seiten fliegen nur so dahin, auch in den ruhigeren Szenen kommt keine Langeweile auf und das Ende ... Nun, ohne zu viel zu verraten: Man sehnt den zweiten Band herbei.

"Eve & Caleb - Wo Licht war" hat mich schon vom ersten Blick auf das Cover fasziniert. Es ist ungewohnt schlicht für ein Jugendbuch, was mochte sich dahinter wohl verbergen? Nach der Leseprobe stand für mich fest: Ich will dieses Buch lesen und ich habe es keine Sekunde lang bereut.