Rezension

"Hessen zuerst" "Hexit jetzt" - das klingt bekannt, oder ?

Hessen zuerst! - Dietrich Faber

Hessen zuerst!
von Dietrich Faber

Bewertet mit 5 Sternen

Henning Bröhmann, Ex-Hauptkommissar aus Mittelhessen, ist mit seiner Familie, nach einem Wasserschaden, welches sein Haus unbewohnbar machte, auf das Anwesen von Rüdiger „Rüdi“ und Gisa „ supersuper“ gezogen. Vermieter und selbsternannte Freunde, die „Klingeln an der Haustür“ völlig überbewertet finden und sich ganz einfach via Terrassentür gerne selbst einladen. Rüdi, grade arbeitslos geworden, hofft nun auf ein Landtagsmandat der Partei „Hessen zuerst“ denn man muss sich ja gegenüber den Flüchtlingen, die auch in Bretzenhain untergekommen verteidigen. Bröhmann nimmt diese Entwicklung mit großem Unbehagen zur Kenntnis, denn zum einen widerstrebt es seinem politischen Verständnis von Demokratie und zum anderen arbeitet Jutta „Hessi“ Hesswig, Partnerin und Managerin des Lokalbarden Manni Kreutzer in der Bretzenhainer Flüchtlingshilfe, die zwar von Problemen berichtet, aber von Überfremdung keine Spur sieht. Im Gegenteil, viele ihrer Schutzsuchenden wollen Deutsch lernen und arbeiten.

 

Doch dann wird der Bretzenhainer Bürgermeister ermordet aufgefunden und zwei junge Männer aus der Flüchtlingsunterkunft sind verschwunden. Klare Sache für Rüdi und seine Kumpanen: „Die warens“. Wer, wie Bröhmann sich nicht sofort dieser Meinung anschliesst, bekommt unliebsamen Besuch. Doch dann wird einer jungen Flüchtlingsmänner tot aufgefunden, von einem Auto überfahren und am Ende wird aus der so simpel erscheinenden Geschichte eine Geschichte aus ganz vielen Geschichten. Und Bröhmann macht seine persönliche Erfahrung, dass ein Mensch, den er vorurteilshaft immer in einem bestimmten Licht gesehen hat, auch ganz andere Seiten hatte.

 

Dietrich Faber greift in diesem Buch ein sehr aktuelles Thema auf und zeigt anhand des kleinen Ortes Bretzenhain den Wandel der Gesellschaft. Es fehlen jedoch auch nicht die komödiantischen Stellen, die das Lesen der Bröhmann - Reihe so unterhaltsam machen. Doch Faber hält sehr subtil und gekonnt die Waage zwischen Klamauk und Katastrophe. Zwischen Wutmensch und Gutmensch.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. Februar 2018 um 12:50

Ich mag diese Begriffe ja so GAR NICHT: Wutmensch, Gutmensch. Beides so abqualifizierend. Was mir gut gefällt ist die Satire, die in "Hessen zuerst" steckt. Haha. "Brandenburg zuerst" - ich muss ein Buch schreiben!

Büchi kommentierte am 26. Februar 2018 um 15:22

Wanda, das "Wutmensch/Gutmensch" ist eine Abwandlung der Begriffe "Wuthesse/Guthesse", die Faber auf dem rückseitigen Einband verwendete ;-). Ich wollte es etwas globalisieren :-)