Rezension

Heute ist der erste November und das bedeutet, heute wird jemand sterben.

Rot wie das Meer
von Maggie Stiefvater

Auf der Insel Thisby findet jedes Jahr am 1. November das Skorpio-Rennen statt. Bei diesem Rennen treten allerdings nicht normale Pferde gegeneinander an, sondern Capaill Uisce – gefährliche, hinterlistige Meereswesen, die die Insel Jahr für Jahr heimsuchen. Sie sind wunderschön, stark und schnell wie der Blitz. Und sie zerstören Familien, denn sie sind genauso heimtückisch wie das Meer, das sie Jahr für Jahr mit dem Blut der mutigen Teilnehmer rot tränken.

Obwohl die Capaill Uisce bereits ihre Eltern getötet haben, plant Kate Connolly als erste Frau am Skorpio-Rennen teilzunehmen. Mit dem immensen Preisgeld möchte sie ihr Elternhaus vor der Zwangsversteigerung retten. Doch sie hat einen starken Gegner: Sean Kendrick lebt und arbeitet auf dem Malvern-Hof als Pferdetrainer. Er hat ein besonderes Gespür für Wasserpferde und versteht es wie kein anderer mit ihnen umzugehen. Mit seinem Lieblingshengst Corr hat er bereits vier Rennen gewonnen und wird auch in diesem Jahr als Favorit gehandelt. Sein größter Wunsch ist es, Corr zu kaufen und der tyrannischen Malvern-Familie endlich den Rücken zu kehren. Allerdings muss er es dazu noch einmal als Erster durch die Ziellinie schaffen.

Heute ist der erste November und das bedeutet, heute wird jemand sterben.

»Rot wie das Meer« ist eines der spannendsten Jugendbücher, die ich je gelesen habe, und für mich die Überraschung des Jahres 2012. Natürlich wußte ich bereits vorher, dass die Capiall Uisce nicht die friedlichsten Artgenossen sind, aber trotzdem hatte ich Bedenken nur ein besseres Pferdebuch in der Hand zu halten. Obwohl ich selbst als kleines Mädchen Reitunterricht genommen habe, lese ich solch romantisch verklärte Büchern nämlich nicht gerne. Doch mit idyllischen Ferien auf dem Bauernhof hat »Rot wie das Meer« überhaupt nichts zu tun. »Rot wie das Meer« ist fesselnd, es ist rasant und es ist brutal. Noch nie war ich so kurz davor, zum Ende vorzublättern, weil ich die Spannung fast nicht mehr aushalten konnte. Die 430 Seiten flogen nur so dahin, denn ich wollte unbedingt wissen, wer als Sieger aus dem Skorpio-Rennen geht. Es war wie ein Rausch.

Beim Lesen merkt man, dass Maggie Stiefvater ihre ganze Liebe in dieses Buch gepackt und sich gegenüber der Mercy Falls Trilogie deutlich gesteigert hat. Diese Geschichte ist aber nicht nur spannend, sondern überzeugt außerdem auch mit einem wundervollem Setting, das die Autorin mit der Insel Thisby geschaffen und eindringlich beschrieben hat. Ich war am Meer. Ich war auf Thisby. Und ich war beim Skorpio-Rennen dabei. Und ich habe es geliebt.

Genau deswegen erlasse ich einen Lesebefehl an jeden, der auf spannende Jugendliteratur steht und auch mal eine härtere Szene wegstecken kann. Du hasst es, wenn Autoren das Potential einer Idee nicht ausschöpfen? Und diese ganzen Liebesszenen gehen dir auch immer wieder auf die Nerven? Dann lies »Rot wie das Meer«. Es wird dich umhauen. Du wirst es lieben. Es macht dich süchtig. Du willst mehr von dem Stoff. Garantiert.