Rezension

"Hex, hex" und alles wird gut? Keinesfalls!

Baba Jaga - Toby Barlow

Baba Jaga
von Toby Barlow

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin kein Kind der Bibi-Blocksberg-Generation, aber ich bin mir sicher, Hexen gibt es auch heute noch. Sie können nicht wirklich zaubern und fliegen auch nicht auf Besen, aber sie können immer noch die Menschen in ihrem Schicksal beeinflussen.

Tobi Barlow hat es mit seinem Roman Baba Jaga auch schon gewusst.

Zwei Hexen, eine "Werbeagentur", Agenten und ein halbes Polizeidezernat kommen im Paris der 1950er Jahre zusammen und vermengen sich zu einer irrwitzigen Geschichte, die sich nur vordergründig um einen kuriosen Mord dreht. Bei den Ermittlungen verschwinden nämlich plötzlich zwei Polizisten scheinbar spurlos und verderben die Laune ihres neuen Vorgesetzten, der sich eine geruhsamere Karriereleiter erhofft hatte, gewaltig.
Auch das Leben des Werbetexters, der einfach nur in Paris bleiben möchte, wird gehörig durcheinandergewirbelt. Die zwei Hexen, die ursächlich für die ganzen Wirrungen sind, zerstreiten sich und durchkreuzen so auch noch unbeabsichtigt die Spionagetätigkeiten der Agenten und bringen den neu geründeten Drogenhandel zu Fall.

Was sich hier wie ein riesiger Klamauk anhört, entwickelte sich für mich mit jeder Seite mehr und mehr zu einem Lieblingsbuch. Zauberei, vermischt mit einem glaubwürdigen Plot. Eine vielfältige Geschichte, die jeden einzelnen Faden gut verwebt und kluge Rollenbeschreibungen (Menschen, die zu einer Ratte und zwei Flöhen verwandelt wurden) haben mich begeistert.

Aber der Kern des Genusses ist Barlows Nebenschauplatz, der Geschichte der Hexen, die einst aus Russland kamen. Ihre Wege durch Europa und ihre Erfahrungen mit den Menschen haben sie zu dem gemacht, was sie sind, egoistische Wesen, die rachsüchtig und bösartig sein können. Das ganze Buch wimmelt, trotz Zauberei, von Wahr- und Weisheiten, betreibt eine ordentliche Portion latentes men-bashing und hat mich davon überzeugt, mich niemals von schlechten Rezensionen abhalten zu lassen, mir eine eigene Meinung zu bilden und Perlen zu finden.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 12. Oktober 2019 um 22:05

Haha, ich liebe diesen letzten Satz!!!! Allerdings kann man Rezensenten finden, mit denen man geschmacklich übereinstimmt.

Was für ein Buch, Ems!!! Ich kenne es nicht. Aber es hört sich irgendwie total verrückt an. Ich weiß nicht, ob ich damit klar käme. Mit Skurrilem habe ich meine Probleme. Steinfest z.B. ...