Rezension

Hexe + Vampir = ein intelligenter Frauen-Fantasy-Roman

Die Seelen der Nacht - Deborah Harkness

Die Seelen der Nacht
von Deborah Harkness

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Lesen des Buches hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Es ist atmosphärisch dicht geschrieben und bleibt trotz Fantasygestalten wie Dämonen, Hexen und Vampiren durchaus realistisch. Diese Realitätsnähe wird nicht nur durch das typische „wir müssen uns halbwegs integrieren und tarnen, damit wir nicht auffallen und die Menschen uns als das Erkennen, was wir sind“ erzeugt, sondern durch eingearbeitete wissenschaftliche Elemente. So sind die Hauptfiguren Wissenschaftler. Diana ist Historikerin und Matthew forscht auf Gebieten der DNA und der Evolution und ist nebenbei Arzt. So ist es der Autorin, die selbst Wissenschaftlerin ist, gekonnt gelungen ihr Wissen einzubinden und den Roman dadurch aufzuwerten und ihm einen besonderen Charme zu verleihen. Ihre besonderen Kenntnisse über Weine hat sie durch den Charakter Matthew geschickt einbinden können. Besonders gut gefällt mir ihr Schreibstil, denn die Handlung wirkt nie überstürzt, auch wenn die Liebesbeziehung in Realzeit etwas sehr plötzlich sehr intensiv wird, aber den Charakteren bleib tausreichend Zeit zur Entwicklung. Vor allem ist es interessant wie immer mehr Details aus Matthews Vergangenheit zu Tage gefördert werden und wie Dianas Kräfte mehr und mehr erscheinen und auch dieses Phänomen teilweise enträtselt wird.
An einem Punkt jedoch merkte ich, dass hier etwas nicht ganz stimmen kann. Nach etwa zwei Dritteln des Buches hatte ich das Gefühl, dass eher mehr Handlungsstränge aufgenommen werden, als dass der Spannungsbogen in einem Finale endlich zu einem Höhepunkt kommt. Mit anderen Worten, es kam das Gefühl auf, dass dieses Buch am Ende nicht wirklich abgeschlossen sein wird. Und so war es auch: Die Seelen der Nacht ist kein für sich stehendes Buch, sondernder Beginn einer Trilogie mit dem Titel All Souls, wie ich der Homepage der Autorin entnehmen konnte. Dies ist eigentlich auch mein einziger Kritikpunkt: In diesem Buch wird viel für die folgenden Bände vorbereitet und es endet praktisch in dem Moment, indem der Leser denkt: „Ja, jetzt geht es los!“ Sehr schade, denn der nächste Teil ist im Original noch nicht erschienen, und ich muss wohl noch etwas auf die Fortsetzung warten…
Zu Beginn des Buches, der besonders durch die wissenschaftlichen Einflüsse geprägt ist, war mir noch nicht ganz klar, wohin die Geschichte laufen würde. Zwischenzeitlich fühlte ich mich sehr an die Biss-Reihe erinnert und gegen Ende kamen mir plötzliche Parallelen zu der Edelstein Trilogie in den Sinn. Doch zum Glück ist das Buch kein Abklatsch von beiden, sondern ein Werk über Vampire und Hexen (mit vielfältigen Kräften – jede Hexe hat ihre besondere Begabung), das die Highlights der anderen Serien verbindet. Die Geschichte verfügt über Romantik und Liebe in einem sehr guten Maß – heißt: nicht zu viel und nicht zu wenig. Obwohl das Buch für ein erwachsenes Publikum geschrieben ist, wird glücklicherweise auf Erotik verzichtet.

Zum Cover: Mir persönlich hat der schwarze Schutzumschlag mit den leuchtend pinken Blumen sehr gut gefallen. Es passt auch hervorragend zum Inhalt des Buches. Noch besser finde ich jedoch den quietschgrünen Farbton des Buches ohne Umschlag – vor allem in Kombination mit dem pinken Lesebändchen. Grandios!

Fazit: Das Buch ist eine wirklich gelungene Mischung aus Vampir- und Hexenroman mit dem richtigen Sinn für Romantik und Realität. Leider merkt man dem Buch beim Lesen an, dass es der Auftakt einer Trilogie ist: So werden mehr Handlungsstränge begonnen als abgeschlossen und das Ende schreit gerade zu nach einer Fortsetzung. Die soll doch bitte nicht lange auf sich warten lassen, denn Die Seelen der Nacht ist ein wirklich schönes, gut geschriebenes Buch – jahreszeitlich genau passend für Herbstabende.