Rezension

Hexenwerk...

Rosalies Schlüssel - Paula Hering

Rosalies Schlüssel
von Paula Hering

Bewertet mit 3 Sternen

Als ihre Großmutter stirbt, steht Leni vor einem Rätsel: Wie gut hat sie die Frau, bei der sie fast ihr ganzes Leben verbracht hat, überhaupt gekannt? Und wie kommt es, dass alle anderen Dinge über sie erzählen, die so gar nicht zu dem passen, was sie mit ihr erlebt hat? Offenbar hatte ihre Großmutter tatsächlich etwas zu verbergen, denn um zu erfahren, was sie ihr hinterlassen hat, muss Leni eine Reihe von Prüfungen bestehen...

Dieser Klappentext machte mich neugierig, und so begann ich zu lesen. Die ersten Seiten zogen mich dann auch gleich in ihren Bann, was nicht zuletzt an dem angenehm zu lesenden Schreibstil lag. Ich wollte aber auch wissen, was es mit dem geheimnisvollen Erbe auf sich hat, das Leni von ihrer geliebten verstorbenen Großmutter erhalten hat. 

Es wird schnell deutlich, dass Leni immerzu auf Menschen trifft, die ihr nachspionieren oder gar Übles wollen. Ihre Nachbarn können ihr das Leben gar nicht schwer genug machen, und es erfordert einiges an Willenskraft, um nicht einfach die Sachen zu packen und zu gehen. Als Leni sich schließlich erfolgreich zur Wehr setzt, ist es das Erbe ihrer Großmutter, das sie letztlich doch zum Auszug bewegt.

Leni zieht in das alte Häuschen ihrer Großmutter und kümmert sich um deren Katze Rosalie. Doch auch in dem kleinen Dorf lassen sie die Nachbarn nicht in Ruhe. Und allmählich kristallisiert sich heraus, dass die Nachbarn Lenis Großmutter für eine Hexe hielten. Und Leni tritt in den Augen der Dorfbewohner gerade in die Fußstapfen ihrer Großmutter.

 

"Ich will so leben wie sie, das habe ich schon immer gewollt." Die Wahrheit meiner Mutter hatte mich verunsichert, weil sie ein ganz neues Licht auf den Menschen warf, den ich als einzigen wirklich gut zu kennen glaubte. Und plötzlich begriff ich, dass mir nichts an Großmutter aufgefallen war, weil sich ihre Art für mich nie falsch angefühlt hatte."

 

Tatsächlich gibt Leni ihr Studium auf und versucht akribisch, die vielen handschriftlichen Seiten zu entziffern, die ihre Großmutter ihr in einer mysteriösen Geheimschrift hinterlassen hat. Was wird sich dort entpuppen? Tatsächlich Hexenwerk? Gehört das nicht eher ins Mittelalter? Und hat Leni wirklich mehr von ihrer Großmutter geerbt als die materiellen Hinterlassenschaften?

Ich war etwas erstaunt, als ich plötzlich etwas von Hexen, der Kraft des Mondes und Beschwörungen bei Vollmond las. Diese Elemente ließen die Selbstfindung von Leni zu einer außergewöhnlichen werden. Die Erzählung hielt aber leider nicht ganz das, was ich mir davon versprach.

Manche Entwicklungen springen sehr in der Handlung, so dass ich zuweilen verwirrt zurückblätterte in der Annahme, etwas überlesen zu haben. Und letztlich waren die geschilderten Rituale und Sprüche zwar nicht uninteressant, aber ich hätte mir gewünscht, dass diese zugunsten eines Spannungsbogens ein wenig in den Hintergrund gedrängt würden. Die Handlung bietet zwar situativ einige spannende Momente, die sich aber jeweils rasch und nicht immer nachvollziehbar auflösen. Da hätte ich mir mehr gewünscht.

Insgesamt ein recht interessantes Thema, das Paula Hering hier verarbeitet, doch die Geschichte selbst konnte mich nicht ganz überzeugen. 

 

© Parden