Rezension

Hier findet man keine weichgespülten Vampire

Dark Heroine 01 - Dinner mit einem Vampir - Abigail Gibbs

Dark Heroine - Dinner mit einem Vampir
von Abigail Gibbs

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Nacht kann ein ganzes Leben ändern. Auch das von Violet wird auf schmerzliche Weise über Nacht zu einem Albtraum. Mitten auf dem Trafalgar Square in London wird sie Zeugin eines grausamen Mordes. Völlig erstarrt beobachtet Violet ein unwirkliches und tödliches Schauspiel. Unwirklich, weil die Täter sich wie sehr schnelle schattenhafte Gestalten bewegen und über unmenschliche Kräfte verfügen. Geleitet von ihrer Angst, versucht Violet vor diesen unmenschlichen Kreaturen zu fliehen. Durch ihre schwindenden Kräfte, die ihren Verfolgern nichts entgegenzusetzen haben, wird ihre Flucht zu einem aussichtslosen Unterfangen …

Mit diesem furchterregenden Szenario beginnt Abigail Gibbs, ihre aufregende und sehr spannende Geschichte „Dark Heroine – Dinner mit einem Vampir“. Im Gegensatz zum Leser - der im Vorfeld durch den Titel der Geschichte aufgeklärt wurde, um welche bedrohlichen Kreaturen es sich handelt -, ist es für Violet sehr schwierig zu erfassen, in welcher großen Gefahr sie sich befindet. Absolut überzeugend und sehr bildhaft beschreibt Violet ihre brenzlige Situation und nimmt den Leser mit in eine Welt, die ihn viele Stunden nicht wieder loslässt. Nach 350 wie im Rausch gelesenen Seiten wurde es für mich etwas unspektakulärer. In den restlichen 250 Seiten gibt es viele Ereignisse, die die Autorin mit sehr viel Hingabe gestaltet hat. Mich persönlich konnten diese ausschweifenden Szenen nicht komplett überzeugen und haben  mein Lesevergnügen etwas getrübt. Hier werden viele vergangene Begebenheiten miteinander verknüpft, und einige gut gehütete Geheimnisse gelüftet, die auf spannende Folgebände hoffen lassen. 

In dieser Geschichte gibt es sehr unterschiedliche Figuren, die mich besonders für sich einnehmen konnten.Violet und Kaspar sind Charaktere, die absolut überzeugend sind, sich aber im Verlauf der abenteuerlichen Handlung kaum verändern.Während Violet vor allem durch ihre kämpferische Natur und ihrem unerschöpflichen Sarkasmus überzeugt, zeigt Kaspar alle Charaktermerkmale eines unberechenbaren und gefährlichen Wesens. Er ist sehr schwer zu durchschauen und erst nach vielen Kapiteln, gibt er einige versteckte Facetten preis. 
Mittlerweile habe ich sehr viele Bücher über den Mythos „Vampir“ gelesen und es wird immer schwieriger für Autoren, mich wirklich mit ihren Ideen zu überzeugen. Vielleicht liegt es daran, dass der Vampir in vielen Jugendbüchern umgeformt wird und nicht mehr dem klassischen Bild entspricht. Er nimmt eine sehr moralisierende Rolle ein und wird vom unbarmherzigen Untoten zu einem romantischen Helden. Ich bevorzuge jedoch die nicht so weichgespülte Variante:
„Vampire sind keine sanftmütigen, liebevollen Kreaturen. Es liegt nicht in ihrer Natur, sich anzupassen, sich zu verändern und andere zu akzeptieren. Ihre Liebe ist nicht das, was wir Menschen Liebe nennen, und sie empfinden Lust und Verlangen in einem Ausmaß, das uns unbegreiflich ist.“ Seite 240

Gleichzeitig todbringend und absolut faszinierend. So könnte man Abigail Gibbs Vampire beschreiben. Wahrscheinlich gelingt es dem Leser deswegen nur sehr schlecht, sich ihnen zu entziehen.

Abigail Gibbs hat mit „Dark Heroine – Dinner mit einemVampir“ kein typisches Jugendbuch geschrieben. Viele Szenen sind geprägt von Gewalt und werden in ihrer ganzen Grausamkeit dargestellt. 

Beachtlich ist auch die Erfolgsgeschichte von Abigail Gibbs. Mit ihren 18 Jahren veröffentlichte sie kapitelweise ihr Debüt auf einer Social – Reading – Plattform. Nachdem ihr Manuskript dort 17 Millionen Mal gelesen wurde, erhielt Gibbs einen Verlagsvertrag und „Dark Heroine – Dinner mit einem Vampir“ wurde seitdem in 17 Sprachen übersetzt.