Rezension

Hier geben sich die Literaturklassiker die Klinke in die Hand

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep - H. G. Parry

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
von H. G. Parry

Bewertet mit 4 Sternen

Der Klappentext: „Schon sein ganzes Leben lang hat der ebenso liebenswerte wie chaotische Literaturdozent Charley Sutherland versucht, seine einzigartige Begabung vor der Welt zu verbergen: Er kann Figuren aus Büchern zum Leben erwecken! Das ist toll, wenn es sich dabei um Pu den Bären handelt, und kompliziert, wenn plötzlich der Hund der Baskervilles in deinem Vorgarten sitzt. Nur Charleys Bruder Rob weiß von seiner Gabe. Deshalb läuten bei dem etwas biederen Anwalt auch sämtliche Alarmglocken, als er eines Nachts einen Anruf von Charley erhält und dieser ihm gesteht, er habe Uriah Heep, den Schurken aus Charles Dickens’ Meisterwerk »David Copperfield«, freigelassen. Und der hat nichts Geringeres im Sinn als das Ende der Welt. Gemeinsam versuchen Charley und Rob, Uriah zurück in den Roman zu verbannen, bevor er größeres Unheil anrichten kann. Doch dabei stoßen sie auf ein dunkles Geheimnis...“

Zum Inhalt: Robert Sutherland ist Anwalt und eigentlich mit beiden Beinen voll in der Realität, ganz anders sein jüngerer Bruder Charley, Dozent für englische Literatur und seit seinem 4. Lebensjahr in der Lage Figuren aus Büchern heraus zu lesen. Klar dass sein älterer Bruder ihm immer wieder helfen muss alles zu vertuschen und die umtriebigen Figuren wieder einzufangen. So auch an diesem Abend, als Charley versehentlich den Dickens Bösewicht Uriah Heep herausliest. Doch dieses Mal ist etwas anders, nicht nur dass sich Uriah mit allen Mitteln wehrt, er warnt die beiden auch. Eine neue Welt wird kommen. Charley und Robert rätseln was damit gemeint ist und die ganze Sache wird noch rätselhafter, als immer mehr Literaturgestalten auftauchen. Es ist schnell klar dass Charley nicht der einzige mit dieser ungewöhnlichen Begabung ist.

Zum Stil: Erzählt wird diese fantastische Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, den Hauptteil erzählt Robert als Ich-Erzähler, es werden einige Tagebucheintragungen von Charley dazwischen geschoben und teilweise begleitet man auch, nun in der 3. Person, die weiblichen Protagonisten Millie, eine herausgelesene Literaturfigur und Lydia, Roberts reale Freundin. Wie Robert und Charley setzt der Leser so die Geschehnisse Stück für Stück zusammen und erfährt wer hinter der neuen Welt steckt. Einen besonderen Reiz bei dieser Geschichte machen natürlich die literarischen Figuren aus und schadet ganz bestimmt nicht, sich bei den englischen Klassikern des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts etwas auszukennen, so kann man dann die herausgelesenen Figuren besser einschätzen und die Anspielungen besser verstehen. Die Geschichte gipfelt in einem absolut fulminanten Showdown, von dem ich persönlich doch etwas enttäuscht wurde, vielleicht einfach weil ich etwas ganz anderes erwartet habe.

Mein Fazit: Es handelt sich bei „Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep“ nicht um ein Kinder-/Jugendbuch, auch wenn das Thema an die wohl bekannte Tintenwelt-Trilogie von Cornelia Funke erinnert. Die Autorin H.G. Parry setzt ihre ganz eigene Idee, auf eindrucksvolle und spannende Weise um und liefert dem Leser einiges zum Nachdenken.