Rezension

Hier geht noch viel, viel mehr...

Throne of Glass - Die Erwählte - Sarah J. Maas

Throne of Glass - Die Erwählte
von Sarah J. Maas

*Worum geht's?*
Wer ihren Namen hört, erstarrt zu Stein: Celaena Sardothien ist die gefährlichste Assassinin Adarlans. Mit ihren jungen 18 Jahren hat die junge und wunderschöne Auftragskillerin das ganze Reich erzittern lassen - und nun ist sie zum Tode verurteilt. In den Minen Endoviers, in denen kaum ein Mensch länger als einen Monat überlebt, soll Celaena ihre letzten Tage verbringen. Doch dann taucht plötzlich Dorian auf, der Kronprinz des Landes, und bietet ihr eine einmalige Chance: Wenn sie sich als seine Kandidatin gegen 23 kampflustige Männer behauptet und Champion des Königs wird, ist sie frei. Celaena würde alles tun, um ihre Freiheit wieder zu erlangen. Kaum ist sie im Schloss angekommen, um für den Wettkampf zu trainieren, geschehen jedoch grausame Dinge. Als einer der Konkurrenten kaltblütig ermordet wird, wird Celaena plötzlich klar: In den Schatten des Schlosses lauert eine tödliche Gefahr, die es auch auf sie abgesehen hat...

*Meine Meinung:*
In "Die Erwählte", den Auftakt zur jugendlichen High-Fantasy-Reihe "Throne of Glass" von Sarah J. Maas, gibt es keine langen Erklärungen. Ohne zu wissen, mit welcher Welt, welchen Wesen und welcher Magie man es zu tun bekommen wird, wirft die Autorin ihre Leser mitten in das Geschehen. Während Fans des Genres damit sicherlich keine Probleme haben werden, stellte sich dieser plötzliche Einstieg in die Geschichte für mich als Neuling als kleine Herausforderung heraus. Bis ich mich in in "Throne of Glass - Die Erwählte" einigermaßen zurecht finden konnte, vergingen zwar einige Seiten, aber der zähe Anfang hat sich definitiv gelohnt: Ich habe mich tatsächlich in das magische Erilea verguckt und bin mehr als gespannt auf all die Geheimnisse, die diese Welt noch bereithält.

Die Handlung schlägt keinen zügigen Takt an, zieht aber auch nicht im Schneckentempo an einem vorbei. Es ist ein moderates Tempo, das sich durch die Geschichte zieht, und einem genug Zeit lässt, neben Celaenas Abenteuer auch die Feinheiten der Welt zu entdecken. Spannende und ruhigere Szenen wechseln sich ab und bieten der Assassinin und ihren Begleitern sowohl atemlose Momente als auch entspannende Verschnaufpausen. Obwohl der Roman durchaus ein paar Längen hat, habe ich diese nicht als störend oder langweilig empfunden. Sarah J. Maas hat mein Interesse für ihre Geschichte schnell wecken können, nachdem ich mich an die Welt gewöhnt hatte. Hundertprozentig überzeugen konnte mich die Autorin allerdings nicht. Durch die knapp 480 Seiten hat mich stets das Gefühl begleitet, dass die Handlung noch mehr bieten kann, dass noch mehr aus ihr herauszuholen ist.

Celaena Sardothien, die berühmt-berüchtigte Assassinin Adarlans, ist eine toughe Kämpferin mit spitzer Zunge. Mit ihrem Vorlauten Mundwerk bringt sie einen so manches Mal zum Schmunzeln, womit sie sich auf Anhieb sympathisch macht. Obwohl ich sie gerne mochte, war Celaena für mich die größte Enttäuschung des Romans. Von einer 18-jährigen Assassinin, die es in ihrem jungen Leben bereits geschafft hat, ganz Adarlan beim bloßen Klang ihres Namens erzittern zu lassen, habe ich mir mehr Blutrünstigkeit und Verlogenheit erwartet. Statt einer mordlustigen Auftragskillerin begegnet man einer hinreißenden Schönheit mit Herz und starken Fäusten, die im Verlauf der Geschichte immer mädchenhafter wird. Celaena ist fraglos eine liebenswerte Protagonistin, aber von ihrer Rolle habe ich definitiv mehr erwartet.

Wenn Assassinin und Kronprinz aufeinander treffen, sind aufregende Funken vorprogrammiert. Oder sollte es doch lieber der Captain der Garde sein? Die Liebesgeschichte in "Throne of Glass - Die Erwählte" hätte durchaus das Potenzial dazu gehabt, unterhaltsam und spannend zugleich zu sein. Leider hat sich Sarah J. Maas ein eigenes Bein gestellt, indem sie dem Trend gefolgt ist und wieder einmal eine Dreiecksbeziehung in ihre Serie einbauen musste. Beide attraktiven Junggesellen passen auf ihre Weise zu Celaena, aber das Gefühlswirrwarr macht die Liebesgeschichte spröde und langweilig. Die Konkurrenz macht weder Dorian noch Chaol interessanter. Es bleibt also nur zu hoffen, dass sich Celaena schnell entscheidet...

In "Throne of Glass - Die Erwählte" lernt man eine Vielzahl an Charakteren kennen. Neben Celaenas Wettstreitern im Kampf um den Titel des Champions gibt es noch jede Menge Bedienstete am Hofe des Königs und selbstverständlich auch die adelige Gesellschaft. Auch wenn sich Sarah J. Maas nur etwa ein Handvoll von ihnen herausgepickt hat, denen sie mehr Beachtung schenkt, bleiben alle sehr blass und oberflächlich. Dorian, Chaol und Nehemia sind für mich die interessantesten und sympathischsten Charaktere, aber leider sind auch sie genauso durchschaubar wie die Bösewichte des Romans. Ihr Handeln bleibt bis zum Schluss sehr vorhersehbar. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich an viele Figuren schlichtweg mein Herz verloren habe. Ich mochte sie in ihrer Art, sodass ich mich über die Durchschaubarkeit nicht sonderlich geärgert habe.

Sarah J. Maas hat einen wunderschönen Schreibstil, der perfekt zum Genre passt und mich voll und ganz in ihre High-Fantasy-Welt abtauchen lassen konnte. Während ich mich sonst meist nur schwerlich in diesem Genre zurecht finden kann, ist es Maas gelungen, dass ich mir Erilea bildlich in meinem Kopf vorstellen konnte. Durch die bunte und detailreiche Sprache sorgt die junge Autorin für ein lebhaftes Kopfkino, das sich leicht und flüssig lesen lässt und nicht mit einer übertrieben aufgesetzten und gehobenen Sprache abschreckt.

Kaum hat man das Buch aufgeschlagen, wird man von einer doppelseitigen Karte begrüßt, die Sarah J. Maas fiktive Welt Erilea in sich abbildet. Dank diesem tollen Extra fällt es einem viel leichter, sich zwischen den zahlreichen Städten und Ländereien, die besucht oder erwähnt werden, zurecht zu finden.

*Cover:*
Hat was! Auch wenn mir die Celaena des Covers nicht sonderlich gefällt - ich habe sie mir schlichtweg anders vorgestellt - strahlt es eine kalte Atmosphäre aus, die einem sofort Lust aufs Lesen macht.

*Fazit:*
"Die Erwählte" ist ein guter Auftakt zur "Throne of Glass"-Reihe von Sarah J. Maas, aber hier geht definitiv noch mehr, viel mehr! Sowohl die Geschichte als auch die Charaktere haben viel Potenzial, aus dem die Autorin noch mehr herausholen kann. Schon während der knapp 480 Seiten spürt man kontinuierlich eine Steigerung! Sarah J. Maas hat einen wunderschönen Schreibstil und tolle Ideen, muss diese aber noch geschickter umsetzen. Besonders von den Figuren - allen voran Protagonistin Celaena - hätte ich mir aufgrund ihrer Rollen mehr erwartet. Nichtsdestotrotz ist "Die Erwählte" ein gutes Buch, das zu unterhalten weiß und einem schöne Lesestunden beschert. Auch Neulinge wie ich, die sich sonst nicht so gut im High-Fantasy-Genre zurecht finden, dürfen hier Blut lecken. Für "Throne of Glass - Die Erwählte" vergebe ich gute 3 Sterne.