Hier sind viele blinde Flecken
Bewertet mit 2.5 Sternen
Ich klappe es ratlos zu, dieses Buch über Armenien, über die Suche nach der Herkunft, über Geschichte, über die Liebe, über das Buchbinden, über die Restauration von Büchern, über Glauben.
Ja über sehr viele Themen wird hier berichtet. Vieles soll eingebunden, miteinander verknüpft werden, aber ich finde genau das ist nicht gelungen. Das große Ganze hat mir gefehlt, vieles wurde nur angerissen und zu beiläufig für meinen Geschmack behandelt. Beim Lesen stellte sich mir oft die Frage, warum? Zum Beispiel die Geschichte der beiden Kinder, die zusätzlich zur Haupthandlung eingearbeitet war, hätte man man meiner Meinung auch weglassen können, auch der Grund weswegen Helen auf die Suche nach ihren Verwandten geht, war für mich vollkommen unlogisch. Man hatte während des Lesens niemals das Gefühl, Helen oder ihre Mutter seien wirklich daran interessiert, etwas über die Familie herauszufinden. Warum dann also diesen Punkt erfinden, wenn es nicht glaubhaft durchgezogen wird.
Manche Passagen, Dialoge habe ich schlichtweg gar nicht verstanden, wörtlich natürlich schon, aber der Sinn blieb mir verborgen. Geschwafel in meinen Augen.
Dann gab es wiederum poetische Zeilen, die mir unter die Haut gingen. Gerade die Phase der Trauer im letzten Drittel hat mir dabei sehr gut gefallen.
S.227 „ Den Duft des Ladens noch in der Nase, ging ich durch die Straßen. In einer Boutique fand ich ein Seidentuch, es war taubenblau. Später würde ich das Tuch in einem Bus liegen lassen. Manchmal verliere ich etwas und erinnere mich später, dass ich zusah, wie ich es verlor.“
Aber das ist mir viel zu wenig um ein Buch gut zu finden. Ich hätte mir gewünscht, dass ich entweder mehr über Armenien erfahre oder tiefer auf die Personen eingegangen wird, kurz das sich der Fokus auf ein einzelnes Thema legt, statt auf alle nur ein kleines Bißchen.
Ich finde dadurch verliert dieses Buch einfach nur an Potential und Glaubhaftigkeit.
Für mich leider ein Buch mit vielen blinden Flecken.