Rezension

Hier stimmt irgendwie nichts so richtig...

Todesfalle - Karen Rose

Todesfalle
von Karen Rose

Bewertet mit 2 Sternen

Hinter einem Sessel versteckt sich die elfjährige Jazzie vor dem Mann, der eben ihre Mutter im Zorn erschlagen hat. Sie hat ihn sofort erkannt – er aber hat sie nicht gesehen. Kein Wort wird Jazzie sagen, denn nur so kann sie sich und ihre kleine Schwester vor dem Bösen schützen … Die beiden traumatisierten Mädchen werden in einem Therapieprogramm untergebracht und fassen Stück für Stück Vertrauen zu der jungen Praktikantin Taylor. Taylor ahnt, dass Jazzie weiß, wer ihre Mutter getötet hat. Was Taylor nicht ahnt: Der Killer hat längst beschlossen, sie alle drei aus dem Weg zu räumen.

Dieser Klappentext verspricht genau wie der Aufdruck auf dem Cover: Thriller. Falsch! Der Versuch, einen Kriminalfall einzubetten, ist zwar durchaus erkennbar, aber Spannung und Plot bleiben doch weitestgehend auf der Strecke zugunsten von - ja, von was eigentlich?

Zugensten einer Familiengeschichte? Joah, irgendwie schon. Allerdings mit viel zu vielen Charakteren, die größtenteils offensichtlich bereits in den vier vorherigen Bänden eine Rolle spielten und hier von Karen Rose noch einmal ihren Auftritt bekamen - offenbar auch, um womöglich offen gebliebene Handlungsstränge endlich zuende zu führen. Himmel, da schwirrte mir oftmals der Kopf.

Und was für eine Familie das ist! Es wimmelt dort nur so vor Gesetzteshütern und Anwälten jedwelcher Art. Erstaunlicherweise entpuppen sich viele der erfahrenen Polizisten / Agenten / was auch immer während der Ermittlungen dann aber doch als ziemliche Amateure, und absolute Laien sorgen letztlich dafür, dass es in dem Fall des Mordes überhaupt irgendwann mal weitergeht und man dem Täter ein Stück näher kommt. Zuständigkeiten einzelner Behörden werden hier zudem komplett außer Acht gelassen.

Zwischenzeitlich hatte ich darüber hinaus den Eindruck, dass hier im Grunde ein Softporno in das Gewand eines (Möchtegern-)Thrillers gekleidet werden sollte. Abgesehen davon, dass im Verlauf der Erzählung viele der Charaktere ihr gutlaufendes Sex-Leben in epischer Breite und klischeehaften Schilderungen vor den Augen des Lesers zelebrieren, war es geradezu unglaublich, in welchen Momenten einer der Hauptcharaktere eine nahezu unkontrollierbare Erektion bekam. Die Frau seines Herzens schreit einen Polizisten an? Bingo! Selbige Dame schießt auf einen Mörder, der gerade jemanden lebensgefährlich verletzt hat? Schwups, schon wieder! Ehrlich mal. Es. War. So. Absolut. Lächerlich!

Abgesehen von der übertriebenen Anzahl an Charakteren und dem zeitweise unerträglichen Liebesgesülze waren die Personen auch wenig glaubwürdig gezeichnet. Die im weitesten Sinne zur Familie gehörigen Charaktere sind allesamt weichgespült und harmoniesüchtig, sex- und diskussionsfreudig und haben samt und sonders zumindest ein schweres Trauma in ihrer Biografie zu verzeichnen. Aber Hauptsache ist: wir haben uns alle lieb. Selbst der Killer ist als Charakter widersprüchlich und unglaubwürdig angelegt - und ist im Grunde nur eine Randfigur, die nur sporadisch eine Rolle spielt.

Dieser Roman bietet in meinen Augen wenig Überraschungen, viel zu viele Charaktere und Nebenschauplätze, eine viel zu vorhersehbare Handlung, Spannung nur in äußerst homöopathischen Dosen, unglaubwürdige Reaktionen, zu viel Drama einerseits, Friede Freude Eierkuchen andererseits... Uff. Einzig der flüssige Schreibstil kann hier positiv hervorgehoben werden, weshalb ich hier auch immerhin noch zwei Sterne vergebe.

Kenner der Bücher von Karen Rose betonen immer wieder, wie gut ihnen v.a. die ersten Thriller der Autorin gefallen haben. Das mag sein - und ich würde mich auch nicht weigern, mich einmal an einem älteren Roman zu versuchen. Aber hier ist offensichtlich die Luft raus... Von mir gibt es jedenfalls keine Leseempfehlung - weder für Thrillerfans noch für sonst irgendjemanden.

 

© Parden