Rezension

High Fantasy für Genießer

Das Reich der Grasländer 1 - Tad Williams

Das Reich der Grasländer 1
von Tad Williams

Bewertet mit 5 Sternen

Während die Nornenkönigin Utuk’ku wiedererwacht und einen Krieg gegen die Sterblichen plant, spitzt sich der Konflikt zwischen den Stämmen der Thrithingbewohner und dem Inselreich Nabban immer mehr zu. Miriamel muss Simon im Hochhorst zurücklassen, um allein in ihre Heimat zu reisen. Seiner besseren Hälfte beraubt, merkt der König nicht, in welcher Gefahr er schwebt. Ebenso ergeht es dem Thronfolger: Das Geleit von Eolair und Morgan wurde überfallen und die beiden getrennt. Morgan irrt nun allein durch den wilden Aldehorte und versucht zu überleben.

Lasst euch nicht davon täuschen, dass dies „Teil 1“ des Titels ist. Die Welt von Osten Ard ist schon Jahrzehnte alt und auch ich gehöre zu denjenigen, die als Teenager schon den ersten Zyklus „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ verschlungen haben.

Dieser neue Band gehört in den zweiten Zyklus „Der letzte König von Osten Ard“ und ist der dritte Band der Reihe. Aus diesem Grund – und weil die Welt wahnsinnig komplex ist – empfehle ich euch nicht, mit diesem Buch anzufangen, falls ihr die Reihe nicht kennt. Am besten ist es sogar, ihr fangt beim ersten Zyklus an, damit ihr in den vollen Genuss dieser wunderbaren Welt kommt.

Tad Williams hat hier ein Reich mit unvergesslichen Charakteren und Orten erschaffen, von majestätischen Festungen über dunkle Wälder bis zu den endlosen Weiten des Meeres. Seinen Figuren und Völkern haucht er mit vielen Ideen und Konflikten Leben ein, webt gekonnt verschiedene Handlungsstränge ineinander und formt glaubhafte Helden, die alles andere als perfekt sind. Mehr als einmal wird ein Held in Osten Ard nicht als solcher geboren, sondern wird durch Umstände und Entscheidungen in diese Rolle hineingedrängt.

Selbst die Nebencharaktere erleben ihre eigene Geschichte im großen Ganzen und tragen zum Gelingen oder Scheitern der Weltgeschichte bei. Manche haben große Ziele, die sich nie verwirklichen lassen und andere folgen kleineren Zielen, die schließlich eine große Wirkung haben. Dass selbst solche Figuren einen ausgefeilten Charakter haben, macht es aus, dass man sich trotz der Vielzahl auch nach dem Lesen an viele erinnern wird.

Die epische Geschichte rund um Osten Ard ist kein Fast Food. Man muss sich Zeit lassen, um hineinzutauchen und die Orientierung zu behalten. Mal wird man von der Geschichte gefangen genommen und kann die Seiten in einem Rutsch verschlingen, mal muss man aber auch innehalten, genau lesen und sich auch mal was merken. Denn wie man im wahren Leben schon sagt: Man trifft sich immer zweimal.

Das Reich der Grasländer bleibt seiner Linie treu und ist genauso fantastisch wie seine Vorgänger. Es knüpft nahtlos an das Ende der Hexenholzkrone an und führt die Geschichten weiter, auf deren Fortsetzung ich mich jetzt schon freue.