Rezension

High-Fantasy vom Feinsten!

Die Chroniken von Azuhr - Bernhard Hennen

Die Chroniken von Azuhr
von Bernhard Hennen

Bewertet mit 5 Sternen

Eine neue Reihe von Bernhard Hennen! Der Meister der deutschen Fantasy-Literatur hat wieder zugeschlagen! Seine Elfen-Reihen habe ich damals verschlungen und war von seiner Wortgewandtheit und seinen unglaublichen Welten fasziniert. Genau aus diesem Grund kam ich auch nicht drum rum den Auftakt seiner neuen Reihe Die Chroniken von Azuhr – Der Verfluchte in die Hand zu nehmen und einfach mit dem Lesen anzufangen.

„Die Zeit, da die Sterne vom Himmel verschwanden, war angebrochen. Und hier auf Cilia würde die Veränderung beginnen, die bald die ganze Welt erfassen würde.“ S. 351

Den Inhalt wiederzugeben, ist gar nicht so einfach, denn die neue Welt, die hier erschaffen wurde, ist wieder einmal überaus komplex und vielschichtig.
Der junge Milan Tormeno, Sohn von Nandus Tormeno, soll seinem Vater in das Amt des Erzpriesters folgen. Doch Milan hat seine eigenen Pläne und rebelliert gegen seinen Vater. Er ist sich sicher, dass die Welt ein anderes Schicksal für ihn vorgesehen hat. Er begegnet der Konkubine Nok und der geheimnisvollen Felicia und beginnt seine eigene Geschichte zu schreiben. Schon bald nimmt er eine eigene wichtige Rolle im drohenden Krieg zwischen dem Schwertwald, der Liga und einer noch unbekannten Gefahr ein und wird sich immer bewusster, dass er über eine ganz besondere Gabe verfügt, die den Verlauf der Geschichte Cilias verändert könnte.

„Gehorchst du deinem Blut und gehst den Weg deines Vaters, oder gehorchst du deinem Herzen, und die Richtschnur deiner Entscheidung wird künftig einzig dein Verständnis von Gerechtigkeit?“ S. 184

Dieses Buch ist High-Fantasy der Extraklasse! Ich bin so begeistert von der Geschichte, an der Bernhard Hennen seine Leser teilhaben lässt!
Ab der ersten Seite hat mich dieses Buch mit seinen vielschichtigen und tiefgründigen Charakteren gepackt. Jeder Charakter für sich, angefangen bei dem jungen Milan, der zu Beginn noch recht grün hinter den Ohren wirkt, sich dann aber stetig weiter entwickelt und immer stärker wird, über die feurige Felicia, die schwer einzuschätzen ist und immer recht unnahbar und geheimnisvoll wirkt, bis hin zum kleinsten Nebencharakter, hat seine eigene komplexe Persönlichkeit und ist bemerkenswert authentisch gestaltet.

„Das Meer erstrahlte in prächtigem Azuhr, dem unverwechselbaren Blau, das die liebste Farbe des Herrn des Himmels war. Es war die Farbe des Weltozeans, in das er das Land für seine Kinder gebettet hatte, und manchmal, wenn das Herz des Schöpfers jubilierte, auch die Farbe des Himmels. Blickte man an solchen Tagen über das Wasser, wurden Meer und Himmel in der Ferne eins, und du Welt war ganz und gar Azuhr." S. 445

Der sehr illustrative Schreibstil lässt die Insel, auf der sich die Geschichte abspielt, lebendig werden. Jede Stadt, jede Gasse oder Baum wird durch die geschriebenen Worte des Fantasy-Meisters lebendig und ich hatte meistens das Gefühl mit am Ort des Geschehens zu sein, die Blüten in der Gasse der Blumenfärber in Arbora zu riechen oder im Oktagon bei einer Messe vom Erzpriester persönlich zu sitzen. Besonders die Märengestalten, die eine wichtige Rolle in der Handlung einnehmen, konnte ich mir sehr gut vorstellen.
Eine Mär nimmt eine besonders bedeutsame Rolle in der Handlung ein: die des Krähenmanns. Ganz genau deswegen passt das Cover auch so gut zum Inhalt des Buches. Das Cover gefällt mir übrigens auch persönlich sehr gut. Abgebildet vor einer blauen Scheibe vor hellblauem Grund ist eine steinerne Krähe. Das helle Blau ergänzt sich super mit dem azurblauen Buchschnitt, den ich über alles liebe. Das macht das Buch zu einem echten Hingucker im Bücherregal!

In den kurzen Kapiteln wird in der Erzählerperspektive der Fokus immer auf einen anderen Charakter gelegt, sodass man als Leser Einblick in alle möglichen Situationen an vielen verschiedenen Orten erhält. So erhöht sich die Spannung stetig, da man weiß, was auf den gegnerischen Seiten, als z.B. bei den Kriegern des Schwertwaldes und denen der Liga, geschieht. Die Handlung entwickelt bis zum Schluss eine tolle Dynamik, der Konflikt zwischen dem Schwertwald und der Liga spitzt sich immer weiter zu und die Charaktere verwickeln sich immer mehr in politische Machenschaften. Ich war stets gespannt, wie die Geschichte nun weiter gehen mag und konnte nicht aufhören zu lesen. Es bleibt jederzeit aufregend und es passieren unvorhersehbare Wendungen, mit denen man nun wirklich nicht gerechnet hat. Wunderbar gefühlvolle Momente gehören dabei ebenso zum Geschehen wie ungeschönte Gewaltszenen. Man sollte keinen Charakter zu sehr in Herz schließen, denn es ist nicht vorhersehbar wohin das Schicksal sich drehen mag.

Wirklich toll fand ich auch die kleine Moral, wenn ich sie denn so nennen darf, die man aus diesem Buch zeihen kann. Es wird deutlich, dass man kann keine klare Linie zwischen Gut und Böse ziehen kann, es gibt kein Schwarz oder Weiß. Jeder hat in dieser Geschichte ein Motiv für seine Taten – je nachdem wie man sie beleuchtet können sie gut oder schlecht sein. So gesehen ist niemand wirklich gut oder böse.

Fazit:

Der deutsche Meister der Fantasy-Literatur hat wieder seine Schreibfeder geschwungen und ein unvergleichliches Buch erschaffen. Der Auftakt seiner neuen Reihe ist wahrlich großartig und ein Muss für jeden Fantasy-Fan! Da bleibt mir nichts anderes übrig als 5 Sterne zu vergeben. Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Band!