Rezension

Highlight!

Am liebsten mag ich Monster -

Am liebsten mag ich Monster
von Emil Ferris

Bewertet mit 5 Sternen

Emil Ferris ist mit „Am liebsten mag ich Monster“ eine großartige Mischung aus Coming of Age-Roman, Krimi, Historie und Familiendrama gelungen. Düster, voller Geheimnisse und mit einer absolut einnehmenden Hauptfigur hat mich die Geschichte vollkommen begeistert. Mal rätselhaft, mal traurig und mal witzig verbindet Ferris gekonnt die verschiedensten Themen miteinander.

Neben der tollen Strory machen hier aber natürlich die Illustrationen am meisten Eindruck: Ferris bietet eine wahre Fülle an wunderschönen Portraits, skizzenhaften aber detaillierten Bildern im Mix mit comichaften Szenen und erstaunlich genau wiedergegebenen Gemälden und Gruselheftcovern. Wie plastisch Ferris ihre Figuren fast ausschließlich mit Kreuzschraffur gelingen ist erstaunlich! Die wie mit Kugelschreiber auf einen Collegeblock skizzierten Zeichnungen haben zum Teil eine einfach wundervolle Farbgebung und zeigen großes Können. Jede Seite ist eine Augenweide und ich glaube ich greife nicht zu hoch, wenn ich sage, dass dies die am schönsten illustrierte Graphic Novel ist, die ich bisher las.

Doch nun zur eigentlichen Story: Hauptfigur, Erzählerin und Zeichnerin ist die junge Karen, die in den 60er Jahren in Chicago aufwächst. Sie hat es nicht leicht; in der Schule wird sie gemobbt, ihren Vater hat sie nie kennen gelernt und wegen ihrer mexikanischen Wurzeln werden sie und ihr älterer Bruder Deeze oft blöd angemacht. Und nun ist auch noch ihre Lieblingsnachbarin Anka Silverberg unter mysteriösen Umständen gestorben. Die Polizei spricht von Selbstmord, doch einige Fakten sprechen dagegen und so macht sich Karen auf Spurensuche. Karens Leidenschaft sind Monster und Gruselhefte und natürlich das Zeichnen. So lesen wir mit der Graphic Novel ihre eigenen Aufzeichnungen, in denen Karen sich selbst durchgängig als das Monster zeichnet, das sie gerne wäre.

„Aber der MOB sagt 'Wir haben noch nie Monster gesehen, also gibt es auch keine...' In Wahrheit gibt es eine Menge Dinge, die wir nicht immer sehen und die trotzdem direkt vor unserer Nase sind, wie Bakterien und Elektrizität und vielleicht sind eben auch Monster direkt vor unserer Nase.“

Die Story kreist neben dem Mord um Themen wie Freundschaft, erste Verliebtheit und Diskriminierung. In Rückblicken führt sie sogar in die NS-Zeit und behandelt einige durchaus schwerwiegende Dinge. Wer beispielsweise nicht über Kindesmissbrauch lesen mag, der sei hiermit vorgewarnt.

Mehrere Jahre hat Emil Ferris an diesem grandiosen Werk gesessen und nach dem lesen versteht man durchaus warum. Ich hoffe nur, dass der zweite Band nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt, denn am Ende gibt es einige offene Fragen, auf die ich unbedingt eine Antwort haben möchte!

„Am liebsten mag ich Monster“ ist ein düsteres, trauriges und absolut liebevoll gestaltetes Meisterwerk mit wundervollen Illustrationen und so gut und in die Tiefe charakterisiertem Personal, wie man es in einer Graphic Novel nicht oft erlebt. Ferris hat zeichnerisch genau meinen Geschmack getroffen und mich mit der vielschichtigen wie spannenden Story begeistert. Eine absolute Empfehlung für alle Graphic Novel- und Gruselfans!