Rezension

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Psychotherapie im Kindesalter - Christiane Erner-Schwab

Psychotherapie im Kindesalter
von Christiane Erner-Schwab

Die Frage nach einer Psychotherapie jagt oftmals vielen Angehörigen einer zu therapierenden Person eine gehörige Portion Angst ein. Wenn es dann auch noch um den eigenen Sohn/die eigene Tochter geht, entstehen Fragen, die zunächst beantwortet sein wollen. Wenn sie denn gestellt werden.
Dieser Eingriff in den geschützten Raum der Familie lässt viele zögern sich Hilfe zu holen und warten ab, bis die eigenen Schmerzgrenzen lange überschritten sein können.
Das Buch von Christiane Erner-Schwab „Psychotherapie im Kindesalter“ soll dabei helfen, die Hemmschwellen zu überwinden und so früh wie möglich die Unterstützung zu bekommen, die ein Kind bei seiner Entwicklung benötigt. Je eher das gelingt, desto besser die Chance, dass sich eine Fehlentwicklung nicht manifestiert und es umso länger dauert, dem entgegenzuwirken, so die Autorin.
Erner-Schwab gibt anhand eines Therapieablaufes Eltern, Lehrern, Sozialarbeitern sowie angehenden Kinderpsychotherapeuten die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen. Dabei macht sie klar, dass am besten alle Personen im sozialen Umfeld des Kindes mit einbezogen werden sollen. Für Eltern und Geschwister kann das heißen, dass auch sie in die psychotherapeutische Arbeit anhand von festen Gesprächsterminen mitwirken werden. Ein Problem kommt nicht von ungefähr, komplexe Familienstrukturen, Erkrankungen des betroffenen Kindes oder einer anderen Person im Umfeld, generationsübergreifende unausgesprochene Thematiken und viele andere Gründe können dazu führen, sich für eine Therapie zu entscheiden.
Dabei ist es mitnichten leicht, einen geeigneten Therapeuten zu finden. Deshalb gibt es die Möglichkeit, sich mehrere Gesprächstermine geben zu lassen, bei verschiedenen Therapeuten. Allen mitwirkenden Personen muss es dabei gut gehen, meint Erner-Schwab, sonst kann es sehr schnell zu Problemen kommen. So einfach und schnell, wie bei ihrem Fallbeispiel, geht es selten, das ist auch der Autorin bewusst und macht daher darauf Aufmerksam.
Eltern jüngerer und jüngster Kinder stehen vor der schwierigen Entscheidung, eine weitere Person in ihre engere Umgebung zuzulassen, auf das ihr Kind für lange Zeit Einfluss haben wird. Das hierbei Ängste und Eifersucht große Rollen spielen, die, unausgesprochen zwischen allen Beteiligten, für einen ungünstigen Verlauf der Therapie bis hin zum Abbruch führen können. Deshalb ist dies eines der wichtigen Brennpunkte die im Buch besprochen werden. Kommunikation ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg.
Wie sieht das Therapiezimmer aus? Was bekommt das Kind an die Hand, um sich auszudrücken? Wird es malen dürfen, spielen, kneten? Soll es alleine zu den Terminen gehen, sobald es dazu in der Lage ist? Diese und noch mehr Fragen beantwortet die Autorin in ihrem leicht lesbaren Ratgeber, der im Anhang Seelische Störungen im Kindes- und Jugendalter beschreibt und die verschiedenen Formen von Therapien aufzählt. Als Beispiel sei hier das Schrei-Baby genannt. Für diese gibt es inzwischen Babyambulanzen, an die sich ratlose Eltern wenden können.
Wichtige Internetlinks und weiterführende Literatur runden das Buch ab.
Erner-Schwab zeigt auch die Entwicklung in der Kinderpsychotherapie auf, was es an Veränderungen gegeben hat und hält auch nicht ihre Meinung, gut begründet, zu manchen aus ihrer Sicht nicht zielführenden Neuerungen zurück.

Die Autorin arbeitete zunächst als Berufsschullehrerin, bis sie 1998 die berufsbegleitende Ausbildung zur psychoanalytischen Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche abschloss. Seither arbeitet sie in einer eigenen Praxis in Berlin.
Ihr rund 150 Seiten umfassendes Buch ist im Brandes & Apsel Verlag erschienen.