Rezension

Hin- und hergerissen

Rush of Love - Verführt - Abbi Glines

Rush of Love - Verführt
von Abbi Glines

Bewertet mit 3.5 Sternen

Rush of Love - Verführt ist der erste Teil einer Trilogie und erzählt die Geschichte von Blaire, die mit dem Tod ihrer Mutter alles verloren hat. Ihr Vater hat sie schon vor Jahren im Stich gelassen, doch nun sieht sie keinen anderen Ausweg, als zu ihm und seiner neuen Familie zu ziehen, um Geld für eine eigene Wohnung anzusparen. Dort angekommen, trifft sie auf Rush, ihren Stiefbruder, von dem sie bis dato nichts gewusst hat. Sie findet ihn gleich anziehend, doch Rush weist sie ab und bedeutet ihr, dass sie mit jeder Faser ihres Körpers unwillkommen ist. Doch schon bald zeigt sich, dass er mehr an ihr findet, als er preisgeben will.

Blaire ist eine ambivalente Persönlichkeit. Auf der einen Seite finde ich sie unglaublich stark wegen ihrer Vergangenheit. Sie ist durch die Hölle gegangen und schafft es trotzdem, hoch erhobenen Hauptes durch die Welt zu gehen. Ihren Vater um Hilfe zu bitten, ist für sie die tiefste Erniedrigung überhaupt. Sie ist davon überzeugt, dass sie nur sich selbst braucht, um das Leben zu bestreiten. Denn sich selber kann sie trauen. Andererseits ist sie schwach und zerbrechlich. Sie glaubt immer an das schlechteste im Menschen und kann kaum glauben, wenn jemand ihr etwas Gutes geben will. Diese zwei Pole machen sie besonders interessant, manchmal erscheint sie dadurch aber auch naiv, wenn Rush etwas zu ihr sagt und sie direkt alles negativ interpretiert und davon überzeugt ist, dass er gar nicht nett zu ihr sein kann. Sie ist so misstrauisch, dass sie sich vor der Wahrheit verschließt.

Rush ist ein Bad Boy, wie er im Buche steht. Sohn eines Rockstars, gepierct und tätowiert und nicht auf Romantik aus. Er schleppt jede Nacht ein anderes Mädchen mit nach Hause und schmeißt sie am nächsten Tag wieder raus.
Zu seinem Äußeren ist nicht allzu viel zu sagen. Blaire ist sich aber sicher, dass er sexy ist. Egal ob er atmet, kocht, joggt oder einfach nur da herum steht. Er ist sexy, alles andere ist nebensächlich. Schön, dass sie so einfach zufriedengestellt werden kann.
Rush braucht natürlich nur so eine wie Blaire, die ihn alle seine Prinzipien vergessen und ihn zum Schoßhündchen werden lässt.

Der Roman ist stark klischeebelastet, was auf die Dauer nervig ist. Bad Boy gone soft hat man ja schon zu Hauf gelesen. Schade finde ich dabei, dass Blaire es Rush so einfach macht. Sie wirft sich ihm vor die Füße und ist sich selbst scheinbar für nichts mehr zu schade.

Auch finde ich, dass das Buch eher "Rush of Lust" statt "Rush of Love" heißen sollte. Denn was die Handlung mit Liebe zu tun haben soll, hat sich mir noch nicht so ganz erschlossen. Obwohl die beiden gemeinsam unter einem Dach leben, kennen sie sich kaum und reden auch nur spärlich. Sie fühlen sich zueinander hingezogen und lernen sich ein bisschen besser kennen. Nach so einer kurzen Zeitspanne finde ich es aber echt übertrieben, dass die beiden über Liebe reden. Sie werden von ihren Gelüsten getrieben, dass ist alles. Wenn es gegen Ende des Buches dann plötzlich um Liebe geht, erscheint das etwas plötzlich. Für mich sind Liebe und Sex immer noch zwei unterschiedliche Dinge.

Der Schreibstil ist größtenteils sehr angenehm; nur Rushs ewiges Gefluche geht einem irgendwann auf die Nerven. Geschildert wird die Handlung aus Blaires Sicht. Wegen ihrer stupiden Sturheit möchte man sie manchmal schütteln und ihr sagen, was da wirklich abgeht.

Trotz der großen Kritik zieht das Buch den Leser jedoch sofort in seinen Bann. Rushs Zwiespältigkeit zwischen unnahbar und kurz davor, Blaire zu verführen, machen Lust auf mehr und lassen die Seiten nur so dahin fliegen. Auch das Ende birgt einen interessanten Cliffhanger. Ein Buch muss nicht immer von Anfang bis Ende überzeugen, damit man es lesenswert findet. Irgendwie mag ich Rush of Love, obwohl ich zu viel zu bemängeln habe.