Rezension

Hinter den Kulissen

Theatertod - Thomas Schrage

Theatertod
von Thomas Schrage

In seinem Erstlingswerk "Theatertod" lässt Autor Thomas Schrage den Leser tief eintauchen in die Theaterwelt der deutschen Schauspielhäuser und bietet ein ungeschöntes Bild von Machtspielereien, Geltungswahn und Ausbeutung unter dem Deckmantel der Kunst.

In diesem Buch findet sich von allem ein bisschen: Ein bisschen Lokalkrimi, ein bisschen Liebesgeschichte und ein bisschen Detektivgeschichte. Hauptpfeiler ist aber klar das Theater, ein Theater-Krimi mit weniger Krimi und mehr Theater.

Die Geschichte spielt am Schauspielhaus in Köln, Protagonist Michael ist dort Regieassistent und jagt den ganzen Tag durch die endlosen Gänge des altes Theatergebäudes, stets bemüht, es allen, insbesondere dem Regisseur, recht zu machen. Der Regisseur ist auch das wahre Herzchen des Stückes, gelingt es dem Autor doch hervorragend, hier eine Figur zu zeichnen, die kaum weniger Sympathien einstreichen könnte. Mit geradezu diktatorischen Fähigkeiten treibt dieser das gesamte Team um Schaupspieler, Bühnenmitarbeiter und Assistenten an und sorgt so für ein Arbeitsklima, das sich wie eine Schlinge fest um die Mitarbeiter legt und sich mit jedem Befreiungsversuch nur noch enger und enger zuzieht. Und dann gibt es auch bald den ersten Toten. Ein Mitglied des Ensembles stürzt zu Tode. Selbstmord? Bei dem Regisseur wäre das kein Wunder! Unfall? Oder gar Mord? Regieassistent Michael will der ganzen Sache auf den Grund gehen und beginnt, sich durch das Schauspielhaus zu fragen. An seine Seite gestellt wird ihm Sonja, eine Hospitantin, die dem unerfahrenen Jung-Ermittler die Stimme der Vernunft ersetzt und die Detektivspielchen immer wieder auf den Boden der Tatsachen holt. Und während sich Michael Stück für Stück des Pudels Kern nähert, möchte der Leser ob der viel gewechselten Worte nun auch endlich Taten sehen. ;)
Belohnt wird man mit einem bühnenreif inszenierten Finale.

Alles in allem sind hier der Auftakt und das Ende sehr gut gelungen, der Schreibstil lässt sich flüssig verfolgen und ist mit ein paar Ecken und Kanten eigenständig und nicht zu glattgebügelt.
Lediglich im Mittelteil hapert es ein wenig, mir persönlich viel es schwer, da am Ball zu bleiben. Denn Michael verstrickt sich in eine recht ziellose und unkoordinierte Herumfragerei durch sämtliche "Dramatis Personae", sodass dem Leser irgendwann der Überblick fehlt, wer mit welcher Meinung zu Tage tritt. Auch bleibt während der langatmigen Fragerei die Spannung auf der Strecke, ereignislos ziehen die vielen Gespräche an einem vorüber und so wurde dieser Teil von mir auch weniger als eine Ermittlung wahrgenommen.
Mehr als eine, nicht besonders subtile, Ausfragerei der Kollegen. Sollte Michael vorhaben, vom Regieassistenten zum Hobbydetektiv zu wechseln, wäre vielleicht auch hier wieder eine Assistentenstelle anzuraten ;)
Da dies aber für den Protagonisten der erste Auftritt war, wirkt das Gesamtbild wieder stimmig, denn schließlich haben wir es hier nicht mit einem Profi-Ermittler zu tun.

Mit einem Theater-Profi dafür allemal. Die Eindrücke, die der Leser in diesem Buch vom Theateralltag gewinnt, sind zwar alles andere als rosig, erwecken aber den Eindruck, authentisch und realitätsnah geschildert zu sein. Ein Blick in die Biografie des Autors bestätigt, dass der Leser hier kein Laienstück vorgetragen bekommt, Thomas Schrage war selbst viele Jahre an diversen Schauspielhäusern als Regieassistent tätig. Und so habe ich bei "Theatertod" vorallem den Einblicke in die Theaterarbeit genossen, fand es spannend, sich mal das Gesamtbild vor Augen führen zu lassen. Als Zuschauer sieht man immer nur das Resultat und bedenkt kaum, wie viele Mitarbeiter es braucht, um ein Stück auf die Bühne zu bringen. Dieses Buch bietet eine spannende Einsicht in den Mikrokosmos eines Theaters.

Bewertung: 3 durchweg positive Sterne :)