Rezension

Hinter Klostermauern

Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit - Rebecca Michéle

Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit
von Rebecca Michéle

Bewertet mit 5 Sternen

Rose wurde in einem Kloster aufgezogen, da sie ein Findelkind ist. Sie wurde Nonne, hat aber Probleme mit dem Gehorsam. Daher versetzt man sie nach Dublin. In diesem Kloster sollen gefallene Mädchen und Frauen auf den rechten Weg geführt werden. In der "Magdalen-Wäscherei" müssen sie unter schrecklichen Bedingungen arbeiten. Sie werden ausgebeutet und Schläge und Misshandlungen sind an der Tagesordnung. Außerdem werden sie von Priestern missbraucht. Das Kloster können sie nicht mehr verlassen, sie sind eingesperrt. Fast zeitgleich mit Rose, kommen zwei junge Frauen ins Kloster. Der alleinstehenden Cindy hat man ihr Baby Liam weggenommen und Fiona, die aus gutem Hause stammt, wurde von ihrem Vater dort weggesperrt.

Diese Geschichte geht einem sehr nahe. Es ist schrecklich, was die Frauen erleiden müssen. Unter dem Deckmantel Gutes zu tun, verhalten sich die Nonnen ausbeuterisch und sadistisch. Ihnen bereitet es Vergnügen, wenn sie die Frauen quälen können. Außerdem decken sie die Priester, die ins Kloster kommen, um die Wäscherinnen zu missbrauchen. Schuld sind natürlich die sündigen Frauen, welche die armen Männer verführen.

Das alles hört sich nach einer schlimmen Geschichte an, aber es ist leider nicht nur eine Geschichte. Die Autorin Rebecca Michéle hat ein Thema aufgegriffen, das es in Irland lange gab. Das letzte Magdalen-Heim mit Wäscherei wurde im September 1996 geschlossen. Noch lebende Frauen wollen nicht über das Thema reden, weil sie einfach zu traumatisiert sind.

Rose sieht die Umstände im Kloster und hadert damit, aber sie will doch gehorsam sein. Sie selbst beteiligt sich nicht an den Misshandlungen, trotzdem schlägt ihr nur Misstrauen entgegen. Cindy und Fiona sind starke Frauen, die mit der Zeit aufbegehren, aber auch umso schlimmer bestraft werden. Dann kommt der Tag, an dem ihnen nur eine gemeinsame Flucht bleibt. Doch in Irland brodelt es. Man will die Unabhängigkeit von England, und da alle Gespräche zu nichts geführt haben, soll es zum Kampf kommen. Der Osteraufstand sorgt für viele Opfer, nicht aber für die Freiheit der Iren.

Die historischen Fakten sind gut recherchiert, alles ist sehr bildhaft beschrieben und es gibt Charaktere, mit den man mitfühlt und solche, die man durchschütteln würde, um sie zu Verstand zu bringen. Es ist eine Geschichte, die lange im Gedächtnis bleibt. Dabei ist es erschreckend, wie es der Kirche immer wieder gelingt, ihre Taten unter der Decke zu halten. Nicht alle Nonnen und Priester waren so, aber jeder einzelne, der sich so verhalten hat, ist einer zu viel.

Das Ende der Geschichte ist versöhnlich und passend.

Eine berührende Geschichte, die einen fassungslos macht. Ich kann das Buch nur empfehlen.