Rezension

Hinterlässt mich sprachlos vor Wut

Niemand liebt November - Antonia Michaelis

Niemand liebt November
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 5 Sternen

Mich hat selten ein Buch so sehr bewegt, das es mir regelrecht die Luft abgeschnürt hat vor Wut. Es gab eine Situation, wo ich das Buch zur Seite gelegt habe, weil ich die Lieblosigkeit, den Egoismus nicht ertragen konnte und den Schmerz der Amber / November fühlt, so greifbar für mich war. Für mich war "Keiner liebt November" keine leichte Kost, denn für mich ergab Ambers Geschichte lange keinen Sinn und bis ich es dann erkannte, hat es mich förmlich überrollt. Antonia Michaelis benutzt Worte, die sich regelrecht einbrennen und damit meine ich nicht die Dinge auf dem Sofa im Hinterzimmer, sondern Dinge, Worte, Erinnerungen aus Ambers Leben, die durch die Gedichte am Anfang jedes Kapitels wunderbar reflektiert werden. Es ergibt nicht gleich alles Sinn, aber wenn es dann endlich soweit ist, das man versteht, überrollte es mich total und ich hätte am liebsten selbst zur CZ gegriffen um manchen Menschen Herz und Verstand beizubringen. Ich gestehe, das ich das Buch lange Zeit nicht verstanden habe, denn es waren mir viel zu viele Fragen in mir, die eben erst sehr spät beantwortet werden. Mitunter fiel es mir schwer der Handlung zu verfolgen, denn auch wenn sich die Ereignisse überschlagen, bleibt doch mehr als eine Frage: Wer ist Amber? Wo sind ihre Eltern? Wer ist derjenige, der die Drohbriefe schreibt? Was hat es mit der roten Tür auf sich? Wer ist der lesende Junge im Zelt? Letztendlich klärt es sich dann doch und verfügt leider auch hier und da über Situationen, die ich eines Menschen entwürdigend und erniedrigend fand. Körperlicher und innerer Schmerz gehen einher und lassen mich nach Luft schnappen vor Empörung. Wo ist die Menschlichkeit? Ich war zuerst eher enttäuscht von der Handlung, vielleicht, weil sie so komplex und unwirklich erscheint? Die letzten gut 50 Seiten haben mich dann entschädigt dafür, das ich letztendlich ausschließlich nur Bahnhof verstanden habe. 
"Keiner liebt November" hätte keine passenden Titel haben können, denn das ist letztendlich die einzig wahre Aussage des Buches. Ein Kind, ein junges Mädchen, welches auf der Suche nach der Wahrheit, ihren Wurzeln ist und erkennen muss, das es letztendlich niemanden gibt, der wirklich geliebt hat. Der Egoismus der hier zum Vorschein kommt hat mich regelrecht überfordert, denn als Mutter habe ich doch ganz andere Gefühle für meine Kinder und kann diese und jene Handlung nicht nachvollziehen. Ja, ich konnte für "Keiner liebt November" gewonnen werden, obwohl sich die Aussage des Buches erst zögerlich entfaltet hat.
Von mir eine Leseempfehlung!