Rezension

Hinterlässt mich zunächst vewirrt - bis plötzlich der AHA-Effekt einsetzt

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum - Iain Reid

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum
von Iain Reid

Bewertet mit 5 Sternen

Kennt Ihr das auch? Eigentlich weiß man genau, dass man von Psychothriller lieber die Finger lassen sollte. Sie nehmen einen zu sehr mit, sie hallen zu lange nach, sie sind oftmals nicht richtig zu verstehen... Und doch konnte ich von "The Ending" wieder einmal nicht die Finger lassen.

Warum? Durch Vorablesen wurde ich auf den Psychoknaller, erschienen im November 2017 im Droemer-Knaur Verlag, aufmerksam und mein Kopf setzte sich gegen das Bauchgefühl durch und öffnete die Leseprobe. Und diese fesselte mich so ungemein, dass ich das Buch einfach haben musste. "The Ending" wurde ja schon im Vorfeld hoch angepriesen - als Überraschungshit -  als subtiler Psycho-Horror für Fans von Stephen King und Hitchcock (Zitat aus der Chicago Tribune). Und so habe ich mich wahnsinnig darüber gefreut ein Rezensionsexemplar davon zu erhalten.

Worum geht es in "The Ending"?
Eine junge Frau - deren Namen im kompletten Buch nicht erwähnt wird - fährt zusammen mit Ihrem Freund Jack durch die Nacht. Sie sind auf dem Weg zu Jack`s Eltern. Die Protagonistin wird seit geraumer Zeit von einem seltsamen Anrufer gestalkt, hat dies Jack noch nicht offenbart und auch während der Fahrt ruft der mysteriöse Unbekannte immer wieder an. Die Stimmung im Auto ist allgemein seltsam und angespannt - die junge Frau überlegt neben den Gesprächen mit Jack, die Beziehung zu beenden und fragt sich, warum sie überhaupt noch mit zu Jacks Familiensitz fährt. Auch die anschließenden Stunden im Elternhaus sind "anders". Alles wirkt verwirrend. Auf der Heimfahrt durch die dunkle, stürmische Nacht, steuern die Beiden dann auf eine Katastrophe zu.

Und das ist meine Meinung dazu:
Bereits von Beginn an herrscht eine angespannte, fast schon mysteriöse Stimmung zwischen der Hauptprotagonistin und Ihrem Freund Jack. Die Geschichte wird aus der Sicht von "der Frau ohne Namen" erzählt. Während der langen Anreise offenbart Sie Jack viele Teile Ihres bisherigen Lebens und lässt tief in Ihre Seele blicken. Die ersten 95 Seiten verlaufen mir fast schon zu ruhig. Zwar ist da diese seltsame - erwartungsgeschwängerte Stimmung zu spüren aber der von mir erwartete Psychoeffekt blieb zu diesem Zeitpunkt noch komplett aus. Einzig der seltsame Anrufer stellt mich vor Rätsel. Von Jack erfährt man sehr wenig, er ist mir auch recht unsympathisch und ich kann die Gefühle der Hauptprotagonistin ihm gegenüber sehr nachfühlen.

Im Elternhaus von Jack baut sich dann deutlich mehr Spannung auf. Man ahnt die ganze Zeit, dass etwas seltsames und auch schlimmes passieren wird und fliegt gerade so durch die Seiten. Und doch verlassen die Beiden - ohne großartige Dinge erfahren zu haben - in der Nacht die Eltern von Jack und machen sich auf den Heimweg. In diesem Abschnitt stellte es mir schon so manches mal die Haare auf - immer in der Erwartung das JETZT etwas passieren wird. Und doch findet dieses Ereignis immer noch nicht statt.

Richtig intensiv wird dann die Rückfahrt - WOW!!! Ich konnte das Buch absolut nicht mehr aus der Hand legen. Gut dass es nur knapp 220 Seiten umfasst und ich so ungehindert das Buch in einem Zug auslesen konnte. Was hier alles passiert - davon darf sich der Leser selbst einen Eindruck verfassen.

Direkt nach dem Beenden des Buches war ich sehr verwirrt. Ich kannte mich eigentlich gar nicht mehr aus, hatte das Gefühl etwas überlesen bzw. nicht richtig verstanden zu haben. In diesem Moment hätte ich mir eine Leserunde gewünscht um über das Erlebte zu sprechen. Eigentlich kam mir erst während des Verfassens dieser Rezensionen die wahren Aha-Effekte und jetzt fühle ich mich in der Geschichte angekommen. Und zwar wie. Alles ergibt plötzlich einen Sinn. Aber auch dieser kann natürlich hier nicht erörtert werden, sonst wäre meine komplette Rezension ein Spoiler.

Vom Schreibstil und der Art zu Erzählen bin ich sehr beeindruckt. Da hat der Kanadier Iain Reid wirklich einen Knaller rausgehauen. Ich hänge ihm sozusagen an den Lippen. In kurz gehaltenen Sätzen führt er uns zackig durch die Geschichte. Es sind eigentlich keine richtigen Kapitel in die das Buch unterteilt ist - jedoch wird die Erzählung immer wieder von kursiv gedruckten Konversationen abgelöst. Hier wird über ein Verbrechen diskutiert - auch diesen Sinn erfährt man erst am Ende des Buches.

Fazit:
Direkt nach dem Beenden des Buches hätte ich "The Ending" höchstens 3 Sterne zugeteilt. Zu verwirrt hinterließ mich die Geschichte. Ich hatte das Gefühl nichts verstanden zu haben. Dank dieser Rezension hat es Klick gemacht. So etwas ist mir während des Schreiben einer Solchen noch nie passiert. Jetzt bin ich restlos begeistert und kann das Buch jedem Fan dieses Genres nur Wärmstens empfehlen. Und auch ich werde in Zukunft eher mal wieder auf mein Kopfgefühl hören und öfter zu solch einer Literatur greifen. 5 hoch verdiente Sterne für diesen Psychothriller!