Rezension

Historisch interessant

Der Empfänger - Ulla Lenze

Der Empfänger
von Ulla Lenze

Bewertet mit 4 Sternen

Kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges wandert der Deutsche Josef in die USA aus. Dort nimmt er Kontakt zu anderen Auswanderern auf und findet Anschluss. Mehr und mehr verstrickt er sich in eine ausweglose Situation, in der er schließlich zum Spion für die Nazis wird.

Die Geschichte wird teils aus derRückschau erzählt, als Josef sich nach dem Krieg bei seinem Bruder in Deutschland aufhält, teils befinden wir uns in der Zeit des Geschehens. Vieles wird nur angedeutet und wegen der verschiedenen Zeitebenen und der eher indirekten Erzählweise muss man sich schon konzentrieren, um die Geschichte gut verfolgen zu können.

Die Hauptfigur wirkt die ganze Zeit sehr orientierungslos, sein Leben stößt ihm eher zu, als das er es gestaltet. Er scheint recht naiv, man hat aber auch das Gefühl, dass er sich vieles schönredet, sich treiben lässt und sich weigert, echte Entscheidungen zu fällen und selbst Verantwortung zu übernehmen.

Das Buch ist sprachlich ansprechend und hat auch einen gewissen literarischen Anspruch. Es wirft einige Fragen auf, womit es zu eigenen Gedanken anregt. Die größte Stärke des Romans ist die plastische Beschreibung der Gesellschaft zur damaligen Zeit. Persönlich hat es mich nicht so sehr gepackt, aber man kann es gut weiterempfehlen für Menschen, die sich für die Zeit interessieren, da hier Aspekte beleuchtet werden, die man sonst nicht so kennt.