Rezension

Historisch interessanter Krimi

Der zweite Reiter - Alex Beer

Der zweite Reiter
von Alex Beer

Bewertet mit 4 Sternen

HISTORISCH äußerst interessant, als KRIMI stellenweise zu langatmig, so empfand ich den im März 2017 im Limes-Verlag erschienenen Roman "Der zweite Reiter" der Österreicherin Alex Beer (40; eigentlich Daniela Larcher). Dies ist der erste Band einer neuen Krimi-Reihe um den kriegsversehrten Polizeiagenten August Emmerich, der im Wien des Nachkriegsjahres 1919 privat selbst mit den chaotischen Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs zu kämpfen bzw. beruflich gegen sie anzukämpfen hat. Obwohl er nicht der Mordkommission angehört, geht er, seinem Bauchgefühl folgend, ein paar Todesfällen nach, die (anfangs) als damals nicht seltene Selbstmorde eingestuft werden und sich dann doch zu einer Mordserie ausweiten. Die Autorin ist sehr bemüht, die historische Situation, Hoffnungslosigkeit, Siechtum und Armut, die politischen Wirren und das unmenschliche Chaos der Nachkriegswirren akribisch zu beschreiben: "Der zweite [apokalyptische] Reiter [- nämlich der Krieg -] hatte eine Spur der Verwüstung hinterlassen und mehr soziale Brennpunkte denn je geschaffen. Der Krieg mochte vorbei sei, doch das Toben hatte gerade erst begonnen." So heißt es im Buch am Schluss. Bei aller Akribie des Historischen habe ich allerdings stellenweise doch die Spannung eines Krimis vermisst. Auch Emmerich wird ein Opfer des Chaos, wird vom Jäger zum Gejagten. Aber so viel sei verraten: Am Ende geht doch alles gut aus und Emmerichs Wunsch, in die Mordkommission versetzt zu werden, erfüllt sich. So ist die Voraussetzung für Folgebände dieser Reihe gelegt (Band 2: "Die rote Frau"). Wer historisch interessiert ist, wird auch an diesem Krimi seine Freude haben. Für hartgesottene Thriller-Fans ist "Der zweite Reiter" allerdings nichts.