Rezension

historisch, spannend, gruselig, verstörend

Runa
von Vera Buck

Rezension ,,Runa" von Vera Buck

Runa ist der Debütroman von Vera Buck und ist mit 608 Seiten am 24.08.15 im Limes Verlag erschienen.
 

Inhalt:

In den späten Jahren des 19. Jahrhunderts: Als Runa in die Klinik Salpetriere in Frankreich eingeliefert wird, wittert der Medizinstudent Jori seine Chance. Runa ist anders, spricht nicht, bewegt sich kaum, scheint aber für die vielen mysteriösen Botschaften in der Stadt verantwortlich zu sein. Dr. Charqot, Leiter der Klinik versucht sie eines Tages zu hypnotisieren um einen Anfall auszulösen oder mehr aus ihr hinauszukriegen, er schafft es aber nicht.
Daraufhin meldet sich Jori zu dem Versuch das Unfassbare möglich zu machen - er will Runa am Kopf operieren und sie so gefälliger machen ...
Er ahnt jedoch zu dem Zeitpunkt nicht, was die Vergangenheit mit Runa angestellt hat und wieso sie über Leichen geht...
 

Autorin:

Vera Buck wurde 1986 geboren und studierte Journalistik und Drehbuch in Hannover und auf Hawaii. Buck schrieb u.a. Texte und Kurzgeschichten für Radio, Fernsehen und Zeitschriften. Sie lebte bereits in Frankreich, Spanien und Italien, zurzeit in Zürich. (Autoreninfo)
 

Cover:

Das Cover finde ich interessant und gelungen. Mir gefällt der verschachtelte Schriftzug. Die Wasser- oder Quecksilberblasen, in denen wohl Runa oder ein anderes Mädchen zu sehen ist, finde ich auch gut und geheimnisvoll.
 

Charaktere:

Jori ist die Hauptperson. Er ist ein intelligenter, sympathischer Medizinstudent, der alles für seine Liebe Pauline macht. Selbst die Doktorarbeit beginnt er für sie, damit er sie später behandeln kann, denn Pauline ist - wie viele andere Frauen auch damals - als hysterisch abgestempelt worden.
Dabei geht aber auch er über Leichen und ist an mehreren Operationen beteiligt, bei der die Patientin nicht durchkommt.
Ich finde es toll, dass Jori versucht hat in Runa ein Kind zu sehen und sie auch oft so behandelt hat, auch wenn Runa dies nicht angenommen und ihn sogar gebissen hat.

Dann ist da auch noch Leqoc und dieser ist ein sehr interessanter und gut gemachter Charakter. Leqoc ist quasi der Vorläufer von Sherlock Holmes und versucht ein Verbrechen aufzuklären.
Er hat früher für das Gute Verbrecher geschnappt, heute versucht er selbst ein Vebrecher zu sein, da er durch die physiognomische Lehre wie einer aussieht und diese Lehre ja wahr sein muss.. Hier fand ich den Aspekt mit der Physiognomie und Phrenologie ziemlich interessant.

,,Lecoq legte die Hände auf die Oberschenkel und versuchte sich zu entspannen. Er kannte die Stadt, er kannte die Menschen. Viele von ihnen hatter er schon einmal verhört, verhaftet oder beraubt." S. 422

Man findet im Buch noch Haufen weitere Personen, teilweise auch welche, die es in der Vergangenheit wirklich gegeben hat wie z.B Dr. Charqot.
Runa ist auch gut ausgearbeitet und bringt den einen oder anderen schaurigen und gruseligen Moment mit sich. Den Namen Runa finde ich übrigens total passend, genauso mysteriös wie das Kind selbst.
 

Meine Meinung:

Ich muss sagen, dass ich etwas anderes erwartet habe. Das heißt aber nicht, dass es minder schlecht sei sondern einfach anders, als man denkt...

,,Dann wollte er nach der zweiten Fessel greifen, doch dazu kam es nicht mehr. Plötzlich spürte er einen Griff um sein Handgelenk. Jori schrak zusammen. Wie beim ersten Mal fuhr der Blick aus Runas Augen ihm direkt bis in den Magen. [...] Jori riss die Hand nach oben, es ging nicht, das Mädchen hielt sie fest. Jori unterdrückte einen Schrei.."

Man wird in die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts geworfen, man findet sich dank dem tollen Schreibstil aber schnell und gut zurecht.
Ich weiß ziemlich wenig über die dortigen Verhältnisse in Krankenhäusern. So hat es mich auch erstaunt, dass die hysterischen Patienten wie Puppen vorgeführt wurden.
Man merkt auch schnell, dass dieser Begriff ,,hysterisch" ziemlich weit umfassend ist. So wurden z.B onanierende Personen als krank und hysterisch abgestempelt und mit fragwürdigen Medikamenten behandelt, die sie kranker machen als sie eigentlich sind..

Gefallen hat mir, dass dieser Roman Realität und Fiktion verbindet. So hat man nicht nur was über die damalige Zeit erfahren, sondern man lernte auch Ärzte und bedeutende Personen kennen.

Das Rätsel um Runa ist meines Erachtens ein wenig zu kurz geraten und das Ende diesbezüglich ziemlich offen. Jedoch erfährt man, wieso Runa so ist wie sie ist und das hat mir auch gut gefallen. Ich hätte es schade gefunden, wenn die Diagnose zu ihr einfach ,,vom Teufel besessen" bedeutet hätte.

Abschließend konnte der Roman meine Erwartungen nicht ganz erfüllen, ich wurde aber von einem interessanten und spannenden Buch mit Gruselfaktor überzeugt, vermischt mit wahren Begebenheiten.
Mein Tipp: Einfach mal drauf einlassen, aber mit Geduld! Es ist sicher kein Buch, was man in einem Stück wegliest.