Rezension

historische Geschichte mit erschreckender Aktualität

Ein anderer Takt - William Melvin Kelley

Ein anderer Takt
von William Melvin Kelley

Bewertet mit 5 Sternen

kurz zum Inhalt:

Das Buch ist von dem (schwarzen) Autor William Melvin Kelley handelt von dem schwarzen Tucker Caliban, der in Sutton, einer Südstaatenkleinstadt wohnt. Caliban streut Salz auf seine Felder, tötet sein, brennt seinen Hof nieder und verlässt mit seiner Familie den Bundesstaat Richtung Norden. Daraufhin folgt ihm kurze Zeit später nach und nach die gesamte schwarze Bevölkerung des Orts.

Die weißen Bewohner verfolgen fassungslos den Exodus und sind ratlos. Was bringt den Tucker dazu, so plötzlich das Land zu verlassen? Wer kümmert sich um die Felder? Und wie sollen sie, als Weiße, überhaupt reagieren?

Kelley beschreibt die Auswirkungen dieses kollektiven Auszugs der Schwarzen aus der Sicht der Weißen so, dass die liberalen Stimmen auf die rassistischen Traditionalisten treffen. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich diese explosive Mischung aus Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit in einer Eskalation entlädt.

 

Meine Meinung:

„Ein anderer Takt“ ist die Wiederentdeckung eines um 1962 als „A different dummer“ erschienen Werkes. Allerdings geriet dieses Buch völlig zu unrecht in Vergessenheit. Zu Unrecht, da die Thematik um die Rassendiskriminierung ja doch noch immer äußerst aktuell und brisant ist.

Auch wenn das fiktive Buch eigentlich nicht mein Genre ist und ich mich mit der Bewertung eines Buch mit solchem Hintergrund und der Historie eines Weltklassikers etwas schwer tue, muss ich sagen, dass es mir gut gefallen hat.

Besonders gut sagte mir die Erzählweise von Kelley zu: anti-chronologisch und aus den unterschiedlichsten Perspektiven von insgesamt acht Personen, wobei hier zudem noch jeweils unterschiedliche Textsorten verwendet wurden. Zwar war es durchaus etwas verwirrend, bzw. brauchte es die notwendige Konzentration, doch wurden so die unterschiedlichen Sichtweisen und Zusammenhänge gut deutlich.

Die klare, einfache und doch ausgefallene Sprache, die vor rassistischen Begriffen kein Halt macht, verliehen der Geschichte die notwendige Authentizität und passt einwandfrei zu dem Buch.

Kelley hat mit „Ein anderer Takt“ ein Buch geschrieben, dass meines Empfindens nach, weit mehr als eine bloße Darstellung vom Rassismus beinhaltet und thematisiert, sondern ebenso deutlich die Ungerechtigkeit durch Menschen zeigt, die meinen über dem Gesetz stehen zu müssen. Beachtlich finde ich ebenfalls mit welchem Sarkasmus, aber auch mit welchem überraschenden Mitgefühl ein wohl bemerkt schwarzer Autor vom weißen Amerika erzählt.

Rund um ein Buch, das mehr verlangt als „nur“ gelesen zu werden. Ein Buch um sich näher mit der Thematik zu beschäftigen und was definitiv zum Nachdenken anregt.

 

Fazit: 
„Ein anderer Takt“ ist ein meiner Meinung nach sehr lesenswertes Buch, dem ich die Aufmerksamkeit wünsche, die es verdient. Ein Buch, das trotz der historischen Geschichte, eine höchst aktuelle Thematik hat und schon allein deshalb absolut empfehlenswert ist zu lesen.