Rezension

historische Liebesgeschichte

Vom Marquess erobert - Gillian Holden

Vom Marquess erobert
von Gillian Holden

Bewertet mit 4 Sternen

„...Sie hatte bereits ihr Debüt gegeben, doch oft wurde sie nach einem Tanz mit einem Mann kein zweites Mal von diesem aufgefordert. Das lag wohl an ihrer unkonventionellen Art. Oft redete sie, bevor ihr die Konsequenzen bewusst wurden. Oberhaupt lag ihr die zurückhaltende Art, die man von Mädchen ihres Standes erwartete, so gar nicht...“

 

Nathalie Lainey kommt verspätet auf das Schiff, für das sie eine Passage nach England gebucht hat. Der Kapitän hat auf sie gewartet. Die französische Verwandtschaft ist froh, dass sie in die Heimat zurückkehren will. Nach dem Tode ihres Vaters hat Sir Walter Gut und Haus übernommen. Seine Pläne verleiteten Nathalie zur Flucht nach Frankreich. Jetzt will sie um ihr Recht kämpfen.

Der Kapitän schickt Nathalie, die sich auf dem Schiff Emma nennt, in seine Kabine. Doch sie landet versehentlich in der des Schiffeigners.

Die Autorin hat einen amüsanten historischen Liebesroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.

Das Eingangszitat charakterisiert Nathalie ausgezeichnet. Besitzer des Schiffes ist Marquess Roderick Dashwood. Er stellt sich Emma aber als Weinhändler Dash vor. Damit sind die ersten Probleme vorprogrammiert. Keiner sieht in dem anderen das, was er wirklich ist. Der Marquess ahnt nicht, dass er genau die Nathalie an Bord hat, die er für Vivian, die Ehefrau seines besten Freundes, suchen sollte. Wie sollte er auch! Es war alles andere als normal, dass eine junge Frau von Adel allein reiste.

Der Schriftstil ist leicht und locker. Außerdem enthält er viele humorvolle Szenen. Eingeflochten ist ein Rückblick in das Jahr 1844. Dadurch erfahre ich, wie sich Nathalies Leben nach dem Tode des Vaters beim Brand des Hauses verändert hat und welches Schicksal sie eventuell erwartet. Das macht die eine oder andere ihrer Handlungen verständlich. Die Aussage der Mutter deutet die Probleme an:

 

„...Wir müssen wenigstens nach außen hin auftreten, als würden wir uns über seine Aufwartung freuen – selbst wenn jeder andere Mann mit halbwegs Anstand sich besser seinen Verwandten gegenüber zu benehmen wüsste...“

 

Schon das erste Zusammentreffen von Emma und Dash sorgt für eine handfeste Überraschung. Bald zeigt sich, dass es zwischen den beiden Protagonisten heftig knistert.

Gut gefallen hat mir auch der gemeinsame Besuch von Canterbury. Hier werden geschickt Fakten über die Geschichte der Stadt eingeflochten.

Dash merkt bald, dass Emma ihren eigenen Kopf hat. Doch Aufgeben gehört nicht zu seinen Charaktereigenschaften.

Ein Schlaglicht auf das Denken des Adels wirft das Gespräch zwischen Roderick, Cavendish und Herzog Raphael. Letztere ist mit Vivian verheiratet. Dazu gibt es eine eigene Geschichte. Für Cavendish sind die Frauen nur kurzzeitige Spielgefährten. Raphael fasst seine Standpunkt so zusammen:

 

„...Niemand sagt, dass unser Los leicht zu ertragen sei, Dash. Ich habe das Glück, dass meine Ehefrau zugleich meine Geliebte ist. Aber nicht immer erlaubt es uns der Titel, unseren Herzen zu folgen...“

 

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Am Beispiel von Nathalie zeigt sich, wie wenig Rechte Frauen hatten. Nicht die eigene Tochter, sondern ein entfernter Verwandter erbt Gut und Titel.