Historischer Roman à la Jane Austen, aber viel leichter
Dieser historische Roman spielt zur Zeit des Regency in England und steht Jane Austen in nichts nach. Natürlich kann man die beiden Autorinnen nicht gleichsetzen, da sie allein schon aus zwei völlig verschiedenen Zeitaltern stammen. Der Schreibstil von Eva-Ruth Landys ist etwas leichter, erinnert aber dennoch stark an den damaligen Schreibstil. Deswegen sollte man sich von vornherein darüber im Klaren sein, dass man für dieses Buch etwas länger brauchen wird.
Man findet immer wieder Fußnoten, mit denen manche Wörter erklärt werden oder kleine Informationen zu z.B. Personen gegeben werden. Hinter dem Nachwort gibt es ein ca. 20 seitiges kleinen Lexikon in dem einige historische Personen und Zusammenhänge erläutert werden. Gerade für mich (ich liebe Geschichte) war das ein Highlight. Je mehr geschichtliche Fakten auftauchen, desto besser.
Charlotte hat mir ausgesprochen gut gefallen. Sie hat einen sehr starken Charakter, ist dabei aber auch herzlich und mitfühlend. Außerdem passt sie überhaupt nicht in das damalige Frauenbild, sie ist intelligent und trägt das ganz offen zur Schau. Eine Unmöglichkeit für die damalige Zeit. Sie lässt sich nicht schnell unterkriegen, weiß aber wann es besser ist sich zu fügen. Ich habe großen Respekt vor ihr! Nachdem was sie alles durchmachen musste, ist es fast ein Wunder wie sie ihr Leben danach meistert.
Ihre Tante ist ein absoluter Drachen! Ich finde sie ganz abscheulich und es ist furchtbar zu lesen, wie sie der armen Charlotte zusetzt. Sie ist einer der egoistischsten Charaktere, die ich kenne und sie empfindet keinen Funken Zuneigung für ihre Nichte. Ich habe gehofft, dass sie irgendwann die gerechte Strafe dafür bekommt.
Lady Battingfield ist ein dummes und oberflächliches Püppchen und meinte Frauen würden nur geboren werden, um Ehefrau und Mutter zu werden. Sie müssen lediglich ihren Männern gefallen und es wäre am Wichtigsten, dass man sich dementsprechend pflegt.
Ihr Mann John ist komplett anderer Meinung und bevorzugt Frauen, die ihr Gehirn zum Denken benutzten. Genau so eine Frau hat er in Charlotte gefunden. Er ist sich aber darüber im Klaren, dass die beiden keine Zukunft haben. Zur damaligen Zeit war eine Scheidung undenkbar.
Es ist gibt allerdings auch noch andere Charaktere, die der Autorin sehr gut gelungen sind. Charlottes Onkel, auch wenn er ziemlich naiv ist. Ihre Freundin Mary, die ein herzensguter Mensch ist. Der Pfarrer wird mehr zu einem väterlichen Freund und der Arzt hat mich schwer beeindruckt.
Terency lässt sich mit Lady Millford fast auf eine Stufe stellen. Dieser Mann ist herzlos, verrückt und ein absolutes Monster. Beide haben mich im Laufe der Geschichte immer mehr angewidert und ich konnte sie am Schluss nur noch verachten. Mehr kann ich an dieser Stelle nicht dazu sagen, da ich sonst zu viel vorwegnehmen würde.
Auf Grund des Schreibstils ist es teilweise etwas zähflüssig zu lesen. Außerdem wiederholen sich schon mal die Gedankengänge der beiden Hauptcharaktere, was einige Passagen langweilig werden ließ. Ich muss gestehen, dass ich hier ein wenig quergelesen habe.
Trotzdem möchte man wissen wie es mit Charlotte weitergeht, ob sie und John einen Weg zu einander finden und ob sie wirklich in die Fänge von Terency gerät.
Jane Austen Fans und Leute, die das Zeitalter des Regency mögen, werden an diesem Buch bestimmt ihre Freude haben. Man muss jedoch mit dem Schreibstil klarkommen und natürlich Liebesromane mögen.