Rezension

Historischer Roman des Jahres

Das Fundament der Ewigkeit
von Ken Follett

Bewertet mit 5 Sternen

Optisch macht dieses Buch ganz schön etwas her. Während ich Band 1 und 2 in der Taschenbuchausgabe besitze, habe ich mit diesem Band erstmals eine gebundene Ausgabe dieser Reihe. Ich muss sagen, diese ist wirklich etwas Besonderes. Für stolze 36€ darf man aber auch etwas erwarten. Der Verlag hat sich hier ganz tolle Sachen einfallen lassen. Zum einen ist das Cover sehr hübsch gestaltet. Neben den Hochglanz-spiegel-Effekten stehen die Schrift und das Zeichen reliefartig hervor. Ich musste es immer mal wieder befühlen, weil ich das Cover so bezaubernd finde. Was dann aber richtig gelungen ist, ist was unter dem Umschlag zu finden ist. Der Einband fühlt sich wie Leinen an und darauf gedruckt ist der Grundriss der Kathedrale. Der Buchrücken macht den Anschein, als würde es sich um ein ganz altes und wertvolles Buch handeln. Im Innenteil finden sich immer mal wieder Zeichnungen, die mir gut gefallen haben. Außerdem gibt es zwei Personenregister. Eines am Anfang, welches die Figuren des Romans enthält und eines am Ende, welches die wirklich existenten historischen Personen aufzählt. Besonders ist auch die Karte, welche in den Buchdeckeln abgedruckt ist. Karte und Personenverzeichnis haben mir wirklich geholfen mich im Roman zurechtzufinden. Ein Lesebändchen gibt es ebenfalls.

Reihenkontext:

Um einmal die Einordnung in die Reihe anzusprechen: Es ist nicht notwendig die vorherigen Teile zu kennen. Die Vernetzung ist hier kein zentrales Thema. Die Figuren erzählen eine selbstständige Geschichte, die sich unabhängig lesen lässt. Verbindungen bestehen in der Örtlichkeit Kingsbridge und der Kathedrale. Trotzdem würde ich persönlich empfehlen alle Teile zu lesen, weil es dann einfach viel mehr Spaß macht und man einen noch umfassenderen Blick bekommt.

Leseerlebnis/Meinung:

Dieser Roman ist mit über 1100 Seiten ein ganz schöner Brocken, jedoch nichts, was man nicht auch von Ken Follett gewohnt ist. Ich bin von der ersten Seite komplett von ihm abholt worden. Sein Schreibstil ist einnehmend und bildgewaltig. Er schreibt so, dass man sich alles sehr detailliert vorstellen und verstehen kann, sowohl optisch/räumlich, als auch historisch/intellektuell. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen der gute Mann hat zu dieser Zeit gelebt. Es erscheint alles super authentisch. Man glaubt wirklich, dass sich das Leben zu dieser Zeit so abgespielt hat. Somit bemerkt man wie toll der Autor in vielen dieser historischen Punkte hervorragend recherchiert hat.

Bei all diesen Fakten und der erzählerischen Arbeit verliert Follett nie den Faden und auch nicht die Spannung. Mir war wirklich auf keiner dieser Seiten langweilig. Er hält die Erzählung stets hoch und schafft es mich über Stunden zu fesseln. Und selbst wenn ich sehr müde war, wollte ich das Buch nicht aus der Hand legen und habe noch ein Kapitel nach dem anderen gelesen.

Neben der historischen Arbeit seines Romans kommt er immer wieder auf seine Kernerzählung zurück und verknüpft diese beiden Komponenten auf ganz geschickte Art und Weise miteinander. Es besteht hier wirklich eine Symbiose zwischen fiktiver Erzählung und historischen Fakten.

An dieser Stelle möchte ich mich ein wenig an die Personen wenden, die glauben, dass historische Romane nichts für einen sind, weil sie wenig historisches Wissen haben und somit glauben Verständnisschwierigkeiten zu bekommen. Ich glaube nicht, dass dem so ist. Follett erklärt alles was aus historischer Sicht für den Roman wichtig ist, auf eine Weise, die man als erwachsener Mensch verstehen müsste. Also auch Leute, die am Geschichtsunterricht nicht so viel Spaß hatten, können sicherlich an diesem Roman Freude haben, denn es steht nicht das Beibringen von historischen Fakten im Vordergrund, sondern die Erzählung seiner fiktiven Geschichte, die durch das historische Setting einfach einen ganz anderen Anstrich bekommt. Es ist auch sehr spannend zu erfahren wie damals gelebt und regiert wurde. Also versucht es einfach mal.  

Charaktere:

Wie immer erlebt man auch in diesem Werk eine Großzahl an Charakteren. Das ist ein Puzzlestück, welches die Handlung so komplex macht. Die Verbindung zwischen allen Charakteren immer parat zu haben ist zu Anfang ein bisschen schwierig. Das Personenverzeichnis war mir eine große Hilfe dabei. Sobald man sich eingelesen hat, geht es aber in Fleisch und Blut über.

Seine Hauptcharaktere erfahren immer eine besondere Ausgestaltung. Ich finde sie vielschichtig, oftmals undurchschaubar und somit überraschend. Trotzdem kann ich ihre Handlungen und Motive nachvollziehen. Er schafft es gut mit Nähe und Distanz des Lesers zu spielen.

Selbst viele der Nebencharaktere bleiben nicht flach gezeichnet zurück, sondern erfahren einen fundierten Hintergrund.

Fazit:

Dieses Buch ist wirklich furchtbar spannend. Die Machtkämpfe und Intrigen hielten mich konstant am Lesen. Ich hatte viel Freude mit dem Buch. Die Historizität in Verbindung mit den fiktiven Elementen bilden eine abgeschlossene Symbiose, die mich trotz dessen, dass ich einige Bücher des Autors bereits gelesen habe, wieder überrascht hat.

Er hat eine sehr starke Geschichte geschrieben, die mich nicht nur ein mal überrascht hat. Wendungen gibt es viele, unerwartete sind sie alle. Er lässt sich nicht in die Karten gucken und scheut sich nicht davor, dem Leser vor den Kopf zu stoßen, indem er schlagartig mit einer Überraschung um die Ecke kommt.

Ich mochte den Roman wirklich gerne und bin jetzt sehr traurig, dass er schon zu Ende ist. Ich würde fast sagen die 1100+ Seiten waren zu wenig.

Wer noch wegen des hohen Preises am Überlegen ist, dem sei gesagt, dass sich diese Ausstattung wirklich lohnt und den Preis auch irgendwie rechtfertigen kann. Außerdem kann man auch noch auf das ebook zurückgreifen, welches rund 10€ weniger kostet.

Somit verbleibe ich und spreche meine ganz klare Leseempfehlung aus. Es ist der beste historische Roman dieses Jahres.