Rezension

Historisches Erleben aus einem ganz speziellen Blickwinkel

Revolution im Herzen - Claudia Beinert, Nadja Beinert

Revolution im Herzen
von Claudia Beinert Nadja Beinert

Bewertet mit 5 Sternen

Eine starke Frau hinter den Kulissen, die alles zusammenhält

Helena „Lenchen“ Demuth wächst in ärmlichen Verhältnissen in St. Wendel, im Saarland auf. Als ihr Vater „Pabbi“ stirbt verlässt das neuneinhalbjährige Lehnchen Mutter und Geschwister, um sich Arbeit als Dienstmagd in der großen Stadt Trier zu suchen. Dort begegnet Lenchen per Zufall der jungen Baronesse Jenny von Westphalen und rettet dieselbe vor einer Hundeattacke. Die nette junge Adelige nimmt das Mädchen mit nach Hause und gibt ihr eine Anstellung als Dienstmädchen im elterlichen Haushalt. Lenchen kann sich trotz Anfangsschwierigkeiten im vornehmen Haushalt etablieren und entwickelt sich dabei zur Vertrauten von Jenny, die ihr auch Lesen und Schreiben beibringt. Im Hause der Westphalens geht auch ein gewisser Karl Marx aus und ein, der Freund von Jennys Bruder Edward. Lenchen ist der düstere Karl ein Dorn im Auge, doch Baronesse Jenny verliebt sich in den vier Jahre jüngeren Marx, teilt sie doch seine Weltsicht und heiratet  ihn, als er frisch von der Universität kommt. Als die junge Familie Marx wegen der preußischen Obrigkeit nach Paris umziehen muss, schickt die Baronin zu Jennys Unterstützung, das Lenchen hinterher. Nach Paris folgt Lenchen auch nach Brüssel und in das ferne London.

In ihrem Roman „Revolution im Herzen“ erzählen die Autorinnen und Schwestern Claudia und Nadja Beinert die Lebensgeschichte einer „prominenten“ Dienstmagd, einer Wegbegleiterin der Familie Marx. Die junge Frau entwickelt sich vom unsicheren Mädchen zu einer starken Persönlichkeit, die nicht nur den Haushalt der Marx in Schuss hält. Sie sorgt wie eine Mutter für die Kinder, ist Jenny eine Freundin und eine Stütze in der Not. Doch das Blatt wendet sich, aus Lenchen wird Helena, die alle überraschen wird! Der großartig flüssige Schreibstil der Schwestern sorgt für eine gelungenen Lesefluss und ich habe das Buch kaum aus der Hand legen können so hat es mich fasziniert. Das harte Leben eines Dienstmädchen lief wie ein Film vor Augen ab. Das Leben und die Schicksalsschläge ließen mich mitfühlen und mitleiden. Das größte Glück von Helena war das Schach spielen, es begleitet und begegnet uns im gesamten Buch. Sie spielte es in Gedanken, es erinnerte sie an ihren Pabbi zu Hause in St.Wedel und half ihr oft dabei, aus dem harten Alltag zu entfliehen.

Die Lebensgeschichte von Helena ist historisch zwar nicht ganz authentisch geschildert, dafür aber mit größten Gefühl und Einfühlungsvermögen. Besonders gut gefielen mir Lenchens „Liebesbriefe“ und ihr Gedichtband mit der „to do“Liste, einfach ergreifend und genial formuliert. Wunderbarer Roman über den großen Denker Karl Marx und seinen Freund Friedrich Engels, betrachtet aus der Dienstmädchen-Perspektive, eine super Idee wie ich finde:) 

Das Buch hat mich großartig unterhalten und einen aufschlussreichen Blick auf diese Zeit des Umbruchs und der industriellen Revolution geworfen. Grandios!