Rezension

Historisches Setting: Gut für Liebhaber historischer Kriminalromane.

Darktown - Thomas Mullen

Darktown
von Thomas Mullen

Bewertet mit 3 Sternen

Ehrlich: ich fands stinklangweilig. Ich habe mich bemüht, trotzdem eine faire Beurteilung zu schreiben. Also vergesst, dass ich das Buch stinklangweilig fand.

„Darktown“ bietet, was der Name verspricht, eine depressiv machende Atmosphäre. Getrennte Stadtteile in Atlanta. Nach weiss und schwarz. Wehe, man ist, wo man nach Ansicht gewisser Menschen, nicht hingehört.

Es ist 1948, die Rassentrennung ist zwar schon offiziell aufgehoben, aber in den Köpfen vieler Südstaatler ist es nicht angekommen und wird auch nicht akzeptiert. Martin Luther King ist 1929 „geschlüpft“, die Geschichte wartet auf ihn, doch noch ist er nicht einmal zwanzig Jahre alt. Wo wäre die Menschheit heute ohne Martin Luther King?

Und so ist es eigentlich höchst modern, dass die Stadt Atlanta die erste Einheit farbiger Polizisten aufstellt. Doch die weißen, in jeder Hinsicht privilegierten Polizisten, „die lieben Kollegen“ können es mehrheitlich nicht ertragen, dass schwarze Männer ihnen mit der Zeit gleichgestellt werden sollen, dieselbe Uniform tragen wie sie und schikanieren sie nach allen Regeln der Kunst: Lügen, Beleidigungen, Unterdrückung, Bestechung, Sabotage und Intrigen, Gewalt.

„Darktown“ ist ein Roman, der alte, düstere Zeiten ans Licht holt und dadurch starke Emotionen weckt. Man möchte schreien angesichts der offensichtlichen Ungerechtigkeit, die die schwarze Einheit der Polizei und die schwarze Bevölkerung der Stadt insgesamt, erleiden und ertragen muss. Die schwarzen Männer der Polizeieinheit, die sich trotzdem durchkämpften, standhaft blieben und insoweit für eine bessere Zukunft eintraten, obwohl sie selber auch keine Engel waren, kann man nur bewundern.

Dennoch wurden „Darktown“ und ich nicht richtig warm miteinander. Die Erzählung blieb trotz aller Aufzählung von Missständen an der Oberfläche. Die Protagonisten konnten meine Aufmerksamkeit nicht binden. Sie blieben Figuren, die nicht viel Innenleben besaßen, zu wenig Privatleben, zu wenig Dialoge; Protagonisten, Erklärungen und Auflösung(en) des Falls waren mir zu simpel, eindimensional, klischeebehaftet und stereotyp. Plakativ. Es gibt nichts zu entdecken.

Als Auftakt einer Reihe ist der Roman indes nicht so übel. Er bietet viel Potential und Entwicklungsmöglichkeiten. Gut Ding will Weile haben.

Der Fall spielt auch nicht die vorrangige Rolle und ist eingebunden in die Atmosphäre einer sich ganz langsam verändernden Zeit und Stadt, was ich normalerweise sehr mag. Vielleicht sind es die gelegentlichen Ausrutscher des Autors, Wendungen wie diese „Die Begierde, die selbst aus älteren Männern Welpen macht“, wo es bei mir Autsch macht. Es ist der Ton, in dem „Darktown“ geschrieben ist, der mir einfach nicht zusagt, obwohl ich im Großen und Ganzen an der Sprache  nichts Grundsätzliches auszusetzen habe.

Fazit: "Darktown" hat meinen Nerv aus den vorgenannten Gründen einfach nicht treffen können, blieb "farblos" und kratzt trotz der Thematik bloß an der Oberfläche. Doch für Liebhaber historischer Kriminalromane kann „Darktown“ genau das Richtige sein. Folgebände (die noch nicht übersetzt sind) mögen tiefer einsteigen in die Materie.

Kategorie: Historischer Krimi.
Verlag: Dumont, 2018

Kommentare

Sursulapitschi kommentierte am 08. Dezember 2018 um 11:00

Na gut, ich dachte, ich will es lesen. Vielleicht will ich das doch nicht. 

Steve Kaminski kommentierte am 13. Dezember 2018 um 13:31

Aber - fandest Du es denn jetzt spannend oder eher langweilig? Dazu sagst Du gar nichts...