Rezension

History meets Fantasy

Druide der Spiegelkrieger - Werner Karl

Druide der Spiegelkrieger
von Werner Karl

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: Britanien im 2. Jahrhundert nach Christus. Nachdem der junge Túan mac Ruith bei einem Überfall der Römer sein gesamtes Dorf verloren hat, ist er gezwungen sich allein in der Wildnis durchzuschlagen. Dort begegnet er einem Mann, einem Druiden, der Túan zum Schüler nimmt und ihm alle Werkzeuge zur Rache an den Römern in die Hand gibt.

Meinung: "Druide der Spiegelkrieger" ist der Auftakt der Trilogie des Selfpublishers Werner Karl und ist ein Genremix aus Dark Fantasy und historischem Roman.

Wir lernen Túan parallel in zwei verschiedenen Zeitsträngen kennen. Einmal als den erwachsenen, vollständig ausgebildeten Druiden, der seine Armee für den Marsch gegen den Hadrianswall aufstellt und einmal als Jungen, der zuerst sein Dorf verliert und anschließend bei einem alten Druiden in die Lehre geht. Eines der großten Talente des Autors liegt in der Beschreibung und Erschaffung des Settings. Die Schauplätze und Lebensumstände stehen dem Leser sehr real vor Augen und man merkt an vielen Stellen, dass hier sehr gut und ausführlich recherchiert wurde.
Was allerdings weniger gut geglückt ist, ist die Ausarbeitung der Charaktere und deren Beziehung zueinander. Eigentlich wollte ich die Liebesgeschichte zwischen Túan und Lucia, der Tochter des römischen Befehlshabers, nicht in die Bewertung einfließen lassen, denn mir ist klar, dass in diesem Genre ausführliche Liebeleien weder erwartet noch gewollt werden. Allerdings nimmt die Beziehung der beiden eine so zentrale Rolle ein, dass ich nicht drumherum komme. Alles zwischen den beiden wirkt konsturiert und wenig glaubwürdig, gerade weil die beiden eigentlich Feinde sein sollten, der Druide der Picten und die römische Adelige. Hier hätte ich zumindest ein wenig Zweifel und Konflikt erwartet, doch alles geht schnell und viel zu reibungslos vonstatten.
Überhaupt fiel es mir schwer einen Draht zu den Protagonisten zu finden, was aber wohl zum Großteil an einer für mich unglücklich gewählten Erzählerperspektive lag. Der Leser erfährt die Ereignisse nicht aus der Sicht des jeweils zentralen Charakters, sondern aus der eines Erzählers, der viel mehr weiß als die Protagonisten selbst. Diese Perspektive führte dazu, dass ich mich immer ein wenig außen vor fühlte.
Durch die Zeitsprünge entwickelt sich die Geschichte anfangs etwas schleppend, nimmt in der zweiten Hälfte aber tüchtig an Fahrt auf und kann mit einigen wirklich unerwarteten Wendungen punkten. Der Fantasyanteil kam mir ab und zu ein wenig zu kurz, doch die Schlachten- und Kampfszenen waren für mich ein Highlight des Buches, auch wenn diese nichts für schwache Nerven sind. Man ist mittendrin und es geht auch durchaus sehr blutig zu, was aber alles nur umso realer erscheinen lässt. Auch die Strategien der Heere sind mit sehr viel Liebe zum Detail ausgearbeitet und man meint, die Schwerter klirren zu hören.
Der Stil lässt sich sehr angenehm und flüssig lesen, auch wenn ich manchmal über die ein oder andere Formulierung gestolpert bin. Die vielen ungewohnten Namen und Begriffe verwirren ab und zu etwas, allerdings findet man hinten im Buch ein sehr ausführliches Glossar und nach einer Weile hat man sich an die Terminologie gewöhnt. Großes Lob an dieser Stelle an das Korrektorat, denn dieses kann mit dem eines Verlagsbuches absolut mithalten!

Fazit: Ungewöhnliche Story mit einem gut recherchierten, liebevoll ausgearbeitetem Setting, die jedoch unter der unglücklich gewählten Erzählperspektive und den blassen Protagonisten leidet.