Rezension

Hmmm...

Wer hat Angst vor Jasper Jones? - Craig Silvey

Wer hat Angst vor Jasper Jones?
von Craig Silvey

Craig Silveys Roman wurde 2009 und 2010 mit zahlreichen Preisen, Nominierungen und Awards ausgezeichnet

Charlie liegt abends in seinem Bett als Jasper Jones an seinem Fenster klopft und ihn bittet mit ihm zu kommen, da er seine Hilfe braucht. Charlie überlegt nicht lange, denn es ist Jasper Jones ! Und er ist zu ihm gekommen ! Der unter den Kindern angesehenste und unter der Erwachsenen meist verachtete Junge in der kleinen Stadt Corrigan. Denn Jasper Jones ist ein Dieb, Taugenichts und so vieles mehr, dessen Umgang man nicht pflegen sollte… Und so folgt ihm Charlie in dieser Nacht zu einem Teich und macht eine grausige Entdeckung, die sein Leben verändern wird… An einem Baum hängt tot die Tochter des Bezirksdirektors. Übersät mit tausenden von Kratzer und blauen Flecken. Sie war bereits tot als Jasper sie fand, sie war oft mit ihm hier und kein anderer kennt diesen Ort. Jasper bittet Charlie ihm zu helfen ihre Leiche verschwinden zu lassen, denn er wird es sein, den der ganze Ort verdächtigen wird. Und Charlie soll ihm helfen die Wahrheit herauszufinden und den Mörder zu stellen… denn eigentlich kann es nur der seltsame „Mad“ Jack Lionel sein, der im ganzen Ort gefürchtet wird und bereits früher einen Mord begangen haben soll… War er es wirklich ? Wird Charlie es herausfinden und kann er Jasper wirklich so blind trauen ?
Irgendwie ist zur Zeit alles seltsam in dem kleinen Ort Corrigan…
Die Geschichte um Jasper Jones und Charlie ist nicht das einzige, was sich hinter den Buchdeckeln verbirgt. Geschickt lässt der Autor viele gesellschaftskritische Gedanken und Elemente einfließen. Allem voran das Verhalten der Menschen einander gegenüber. Sei es das Täter – Opfer – und die Leute sehen weg Prinzip, die wilden Spekulationen und aufgeputschten Beschuldigungen des gesamten Ortes oder das Prinzip der Vereinheitlichung und Blindheit in Zeiten des Krieges.
Das Buch spielt sich in Australien im Jahre 1965 ab. Hin und wieder befinden sich hier einige Elemente des Vietnamkrieges wieder, die einerseits aufgezeigt und andererseits geschickt nur angedeutet werden.
Das gleiche passiert mit so einigen Gewalthandlungen die geschickt umschrieben, aber dennoch obwohl sie nur angedeutet werden, dem Leser durchaus bewusst sind.
Allerdings frage ich mich hier, ob das für alle Altersklassen bereits zutrifft. Das Buch ist wohl schon für die Altersklasse 14-17 ausgelegt. Ich würde die Grenze höher setzen. Das Verstehen des Hintergrundes ist doch recht komplex und auch die Beschreibung einiger Gewaltszenen ist doch auch stellenweise doch recht explizit und deutlich.
Die Schreibstil des Autors ist somit sehr gut und geschickt. Die Sprache ist teilweise derb, passend zu einem kleinen Arbeitsstädtchen mit Menschen der unteren Klassen. Charlie handelt panisch und übertrieben, genau wie ein Junge in seinem Alter wohl Ansichts der Situation reagieren würde.
Negativ hingegen ist mir aufgefallen, dass Jasper Jones recht selten vorkommt. Am Anfang, dann nach 200 Seiten und dann im letzten Teil noch einmal vereinzelt häufiger. Dazwischen rückt vielmehr die Freundschaft zwischen Charlie und Jeffrey in den Mittelpunkt, sowie das Cricketspiel, für das es seltsamerweise auch noch hinten einen extra Glossar gibt. Für mich nicht ganz nachvollziehbar gewesen in der Großhandlung, für einzelne kleine Elemente, was die Stellung Jeffreys angeht vielleicht sinnvoll gewesen. Zudem noch einige andere gesellschaftliche Handlungen drumherum. Vielleicht alles ein wenig zu viel.
Die immer wieder betonte panische Angst Charlies vor Insekten lässt mich auch nicht so ganz den Zusammenhang sehen.
Daneben kommt beinahe der Fall um die tote Laura in Vergessenheit, wenn Charlie nicht immer wieder durch ihre Schwester, die er sehr mag, und durch andere Handlungen immer wieder daran erinnert wird.
Es handelt sich halt um einen sehr vielschichtigen Roman, der durchaus zum nachdenken anregt. Vielleicht nicht direkt für die Altersklasse aber für ältere junge Leser und darüber hinaus sehr gut geeignet. Man brauch nicht viel über die geschichtlichen Hintergründe zu wissen, jedoch ist eine Grundkenntnis durchaus hilfreich. Es macht nachdenklich und betroffen. In der Hinsicht durchaus nachvollziehbar, wieso der Roman soviele Preise bekommen hat. Es liegt nicht an der Geschichte an sich, sondern wohl um die Botschaften im Hintergrund. Lesenswert, auch wenn ich anfangs was anderes erwartet habe.